Die Pizza soll Weltkulturerbe werden

Die Unesco berät über 47 Anträge aus 29 Ländern. Die Hochkultur-Puristen rümpfen die Nase.

Neapel. Die Pyramiden von Gizeh oder die von den Taliban zerstörten Buddha-Statuen in Afghanistan sind Kulturgüter von Weltrang - das steht nicht in Frage. Aber die Pizza?

Das belegte Fladenbrot aus Neapel jedenfalls schickt sich an, zum Weltkulturerbe zu werden. Möglich werden könnte das, weil die Weltkulturorganisation Unesco seit einigen Jahren auch sogenannte immaterielle Kulturgüter schützt.

Damit sind etwa Traditionen, Tänze, Bräuche und mündliche Überlieferungen gemeint, die für ein Land oder eine ethnische Gruppe von besonderer Bedeutung sind und als erhaltenswert eingeordnet werden.

In dieser Woche wird in der kenianischen Hauptstadt Nairobi über 47 neue Eintragungen aus 29 Ländern auf der Liste dieses immateriellen Kulturerbes beraten. Beantragt wird eine besondere Anerkennung etwa für die Mittelmeerküche mit Pizza, Paella, Couscous und Gyros, die Peking-Oper oder die Springprozession im luxemburgischen Echternach.

Hochkultur-Puristen mögen das vielleicht für etwas übertrieben halten, Mediziner dagegen erinnern an die gesundheitlichen Vorteile der Ernährung in den Mittelmeerstaaten.

Nach Unesco-Definition muss immaterielles Kulturerbe auch in der Gegenwart lebendig sein, identitätsstiftende Wirkung haben und repräsentativ für ein Land oder eine Kulturregion sein.

Die Pizza, nur mit Olivenöl, Tomaten und Oregano belegt, trat Mitte des 18. Jahrhunderts ihren Siegeszug von Süditalien aus an. Durch Auswanderer verbreitete sich der Hefefladen Ende des 19. Jahrhunderts auch in den USA. Nach dem Zweiten Weltkrieg holten sich die Deutschen mit der Pizza das Dolce Vita auf den Speiseplan. Heute ist die vorgefertigte Tiefkühl-Pizza der Renner.