Finale: Harald Schmidt plant das Ende seiner Fernsehkarriere
Der Entertainer will erst noch mal mit Oliver Pocher durchstarten, sich aber dann nicht mehr vom TV vereinnahmen lassen.
Stuttgart. Gut zwei Wochen vor dem Start seiner Late-Night-Show mit Co-Moderator Oliver Pocher in der ARD plant Harald Schmidt bereits das Ende seiner Fernsehkarriere. "Ein, zwei Jahre" wolle er mit dem 29-Jährigen "Schmidt & Pocher" machen, "danach kann er alleine auf Sendung gehen, täglich, so wie ich früher. Ich mache nur noch die Urlaubsvertretung - das wäre mein Ideal", sagt Schmidt der "Stuttgarter Zeitung".
Pocher beobachte er schon lange, sagt der 50-Jährige: "Er ist hochtalentiert und der Einzige, der eine Late-Night-Karriere starten könnte." Er sehe sich zwar nicht als Mentor von Pocher, aber dank der gemeinsamen Sendung in der ARD spiele der 29-Jährige künftig "in einer ganz anderen Liga. Er überspringt ein paar Stufen und kommt in ein System, das Erfahrung mit solchen Shows hat."
Pocher habe seinen Vertrag nicht mit der ARD, sondern mit der Produktionsgesellschaft Kogel & Schmidt abgeschlossen: "Wer immer also unsere Dienste will, kann uns künftig als fahrende Truppe buchen.".
Dass seine Sendung in der letzten Zeit häufig verrissen worden ist, habe ihn nicht kalt gelassen, räumte der Entertainer ein, aber er habe gelernt, damit umzugehen. "Ich selbst hatte schon auch das Gefühl, eine Schwächephase zu durchlaufen", sagte Schmidt. Vorigen Monat hatte der ARD-Moderator dagegen in einem Interview noch gesagt, selbst ein Rausschmiss wäre ihm egal.
Mit der am 25. Oktober startenden Show mit Pocher wolle er aber "schlagartig von null auf dreihundert" durchstarten, kündigt . Schmidt an. Es stelle sich ihm aber trotz der neuen Show die Frage, wie stark er sich vom Fernsehen noch vereinnahmen lasse. Künftig werde er sich wohl verstärkt dem Theater zuwenden.
Derzeit inszeniert er am Staatstheater Stuttgart im Rahmen der RAF-Projektwochen "Endstation Stammheim" den autobiografischen Liederabend "Elvis lebt. Und Schmidt kann es beweisen", der am Freitag Premiere hat. Eine Aussage seines Stücks lautet: Die Politik und die RAF waren mir damals im Grunde egal.
Ende der 70er Jahre besuchte Schmidt in Stuttgart die Schauspielschule. Er ging auch im Staatstheater ein und aus, bekam mit, wie Schauspielchef Claus Peymann in der Kantine Spenden für die RAF-Häftlinge sammelte: "Damals fand ich das unglaublich mutig. Heute ist es fast ein bisschen Klassenkämpfer-Romantik."
Bis heute halte er sich von Politik am liebsten fern und findet das "auf keinen Fall und keine Sekunde" peinlich. Es gebe überhaupt keinen Grund, dass jeder "immer alles über Gesundheitsreform, Erbschaftssteuer, Hartz 5 und Hartz 11 wissen müsse".
Während seiner Ausbildung erschien ihm das Staatstheater als Ziel all seiner Wunschträume - ist er dort nun tatsächlich angekommen? "Nein", sagt Schmidt, "Ich dachte schon mehrfach, dass ich am Ziel wäre. Dann stellt sich heraus: Es gibt immer noch wieder neue Ziele und Möglichkeiten."
Harald Franz Schmidt Er wurde am 18. August 1957 in Neu-Ulm geboren und wuchs in Nürtingen auf. Schmidt hat vier Kinder und wohnt mit seiner Familie in Köln.
Stationen Schmidt hat eine Ausbildung als Kirchenmusiker und als Schauspieler. Er spielte Theater in Augsburg, hatte ein Engagement am Düsseldorfer Kom(m)ödchen. Von1988 an machte er Fernsehen beim SFB, beim WDR, bei Sat.1 (1995 - 2003) und seit 2005 wieder bei der ARD.