Gesunde Ehefrau getötet: Mann wegen Tötung auf Verlangen vor Gericht

Fulda. Wegen Tötung auf Verlangen muss sich seit Donnerstag ein 51 Jahre alter Mann vor dem Landgericht Fulda verantworten. Er soll seine 48-jährige, körperlich gesunde, Ehefrau auf deren Wunsch mit einer Überdosis eines Herzmedikaments getötet haben.

In der Anklage heißt es, die todessehnsüchtige Frau habe ihren Mann mehrfach und ausdrücklich darum gebeten, ihr diesen letzten Dienst zu erweisen. In einem Abschiedsbrief hatte die Frau diesen Wunsch schriftlich dokumentiert.

Der Mann hatte laut Anklage am 3. Januar 2008 gegen Mitternacht damit begonnen, seiner Frau den Betablocker und ein Beruhigungsmittel durch eine Nasensonde zu verabreichen. Zusätzlich soll er seiner Frau eineinhalb Liter Kamillentee gegeben haben, damit der Wirkstoff leichter in den Kreislauf gelangte.

Nachdem die Frau kein Lebenszeichen mehr von sich gab, soll der Angeklagte noch drei Stunden gewartet haben, bevor er den Notarzt rief. Nach erfolglosen Reanimationsversuchen starb die Frau am 4. Januar 2008 um 8.45 Uhr im Klinikum Fulda. Die Ärzte stellten einen Herzstillstand fest und gingen von einem natürlichen Tod aus. Erst ein anonymer Brief löste die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Fulda aus.

Zu dem Tatvorwurf will sich der Angeklagte nur unter Ausschluss der Öffentlichkeit äußern. Sein Verteidiger sagte am Donnerstag vor Gericht, es sei nicht eindeutig bewiesen, wie das Gift in den Körper der Frau gelangt sei. Wenn sie es selbst genommen habe, sei sein Mandant allenfalls wegen unterlassener Hilfeleistung zu verurteilen.

Die Staatsanwältin beantragte ein psychiatrisches Gutachten, das Aufschluss darüber geben soll, ob der Angeklagte Einfluss auf die Todessehnsucht seiner Frau hatte. Der Verteidiger sprach sich gegen ein solches Gutachten aus. Damit solle nur der Anklagevorwurf auf Mord oder Totschlag erweitert werden.