Grillen: Es geht um mehr als die Wurst
Komplettes Menue auf dem „Smoker“: In Monheim wurde der Deutsche Meister ermittelt.
Monheim. Otto-Normalverbraucher hat eine Grillwurst mit Brötchen auf der Hand. Die Juroren hingegen können wählen zwischen italienischer Salsiccia mit kleinen gefüllten Kürbissen und Jacobsmuschel mit Avocado-Bratkartoffelsalat und Hummerkroketten.
Was auf der heimischen Terrasse als Würstchen oder Bauchspeck auf dem Grill landet, wird in Monheim veredelt. Bei den 13.Deutschen Grillmeisterschaften. Im Marienburgpark traten gestern 24 Teams aus ganz Deutschland an, um den Grillkönig zu ermitteln, bestaunt von mehr als 50 000 Gästen.
Peter Dölker (49) aus Reutlingen, der schon 2007 in Gronau die Krone errang, wurde nun auch in Monheim wieder Deutscher Meister. Mit einem Fünf-Gänge-Menü: Wurst, Geflügel, Fleisch, Fisch und Dessert kommen auf den Grill. Ob mit Gas, mit Holzkohle oder mit einem Smoker - jeder im Grillteam hat einen Geheimtipp.
Oberländerwurst à la Milanese bereitet Dölker zu. "Auf den Geschmack der Wurst habe ich keinen Einfluss, aber ich kann das Gericht ansprechend präsentieren." Mit einer Bratwurst hat seine Komposition nichts mehr zu tun. Aus dem mit Käse ummantelten Brät quillt Tomatenragout, gebettet auf Rauke.
Seit dem Vormittag bereiten die Grillspezialisten aus ganz Deutschland das Menu zu. Ist es fertiggestellt, geht es im Laufschritt zum Zelt, wo 100 Juroren warten. Sie verkosten sorgfältig. "Das Innere der Bratwurst ist sehr gut, außen könnte sie etwas brauner sein", befindet Juror Achim Brülke aus Hildesheim. Insgesamt erhält die Wurst die Note sieben, "Sehr gut". Die Zehn steht für absolute Spitze, die Eins für ungenießbar. Diese Schlussnote wird in Monheim nicht vergeben.
Von Gegrilltem am Lagerfeuer sind die Spezialisten, die ihren Werken auch kreative Namen geben - "Waldspaziergang mit der Pelle" oder "Picknick mit der Rinderhüfte" - weit entfernt. Sie lassen sich den Spaß viel kosten. Ab 1600 Euro kostet ein so genannter Smoker, der das Grillgut stundenlang saftig hält. Spare-Ribs in Honig-Senf-Sauce gelingen ideal, der Fisch wird mit indirekter Hitze gegrillt.
"Man muss beim Grillen was wagen", sagt der alte und neue Deutsche Meister Peter Dölker. Man könne alles auf den Grill legen. "Natürlich geht auch manches schief, das ist nicht schlimm", sagt er. Aber Eis, das käme bei ihm nie auf den Grill. Am Nachbarstand ist man anderer Meinung. Hier gibt es zum Dessert Biskuitboden mit Vanilleeis. Aber nach einem sehnen sich bald viele: nach einem normalen Würstchen vom Grill.