Horst Tappert: Der Gentleman unter den TV-Polizisten
In der Rolle des wohlerzogenen Kommissars Derrick wurde er berühmt. Am Montag feiert der gebürtige Wuppertaler Horst Tappert seinen 85. Geburtstag.
München. Gedeckter Anzug, Einstecktuch und große Brille mit Kassencharme -ungewöhnliche Accessoires für einen Star. Horst Tappert jedoch wurde mit derVerkörperung des korrekten und wohlerzogenen Deutschen weltberühmt. AlsKommissar Derrick startete er 1974 eine Weltkarriere.
Nicht nur in seiner Heimat zog der Gentleman-Kommissar die Zuschauer 23 Jahrelang in seinen Bann. In mehr als 100 Ländern flimmerte die ZDF-Krimi-Serie ausMünchen über die Bildschirme, darunter Italien, Holland, Frankreich, Australienund sogar Japan.
Seine Fans himmelten ihn wie einen Popstar an. Sogar PapstJohannes Paul II. schaltete gerne ein, wenn Tappert als Stephan Derrick Mörderund andere Bösewichte dingfest machte. Doch die öffentlichen Auftritte desFernseh- und Theaterschauspielers, der seit 1957 mit seiner Frau Ursulaverheiratet ist, sind selten geworden. Seinen 85. Geburtstag feiert er heutezurückgezogen.
"In Italien haben sie Horst die Füße geküsst. Dort haben sie den Papst, undgleich danach kommt Derrick", sagte Fritz Wepper, der in der Serie TappertsPartner Harry Klein spielte, einmal in einem Interview. "Harry, hol schon malden Wagen!" wurde zum geflügelten Wort - obwohl dieser Satz in der Serie so niefiel.
In Deutschland war man glücklich, dass der Schauspieler das nach dem Kriegstark beschädigte Image der Deutschen in der Welt aufpolierte.
InWuppertal machte er zuerst eine kaufmännische Lehre
Dass er einmal berühmt werden würde, war anfangs wenig wahrscheinlich.Geboren wurde Tappert 1923 in Wuppertal-Elberfeld als Sohn eines Postbeamten.Tappert entschied sich für eine kaufmännische Lehre - ein Leben mit trockenenZahlenkolonnen und peinlichster Korrektheit, wie er es einmal formulierte. 1945bewarb er sich als Buchhalter am Theater in Stendal. Doch Direktor KurtMühlhardt engagierte den dünnen jungen Mann als Schauspieler. Und er behieltRecht, denn bald schloss das Publikum Tappert ins Herz.
Von Stendal aus führte ihn sein Weg über Theater in Bonn und Wuppertal bisnach München. Ab 1958 war er in Kino-Filmen zu sehen. Eine seiner Paraderollenwar der Chef-Posträuber in "Die Gentlemen bitten zur Kasse". Tappert liebte diekomischen Rollen, konnte sie aber im Fernsehen nie ausleben.
Wenn esSchauspieler-Gene gäbe, würde bei ihm nur ein ganz kleiner Teil für die Rolledes Kommissars reserviert, etwas mehr für Charakterrollen und der größte Teilfür alles, was komisch ist, schrieb er in seiner Autobiografie "Derrick undIch".
Doch komisch oder nicht - das Publikum liebte Tappert. Als er 1998 alsKommissar aufhörte, war die Enttäuschung groß. 2004 kehrte Derrick zurück - ineinem Zeichentrickfilm fürs Kino mit den Stimmen von Tappert und Wepper.
Doch zugroßen Auftritten hatte der TV-Kommissar keine Lust mehr. Auch das Alter machtihm zu schaffen: "Ich schimpfe mit mir selbst, wenn ich etwas nicht mehr so guthinbekomme wie früher, beispielsweise das Schuhe-Anziehen", bekannte er 2003 ineinem Interview. "Der Teufel will, dass ich so alt werde."