Großes Interesse am neuen Erzbischof
Rainer Woelki stellte sich am Dienstag in Berlin vor.
Berlin. Die 60 Sitzplätze reichten am Dienstagmittag in Berlin nicht aus, um des Medieninteresses am neuen Erzbischof, Rainer Maria Woelki, Herr zu werden. Als der 54-Jährige den Saal betrat, um sich vorzustellen, drückte sein Gesicht ehrliche Überraschung aus: „Ich habe mit einem solchen Andrang nicht gerechnet.“
Woelki, bislang Weihbischof in Köln und davor unter anderem Kaplan in Neuss, pflegt eine frische, unpathetische Sprache. „Ich finde das nicht prickelnd“, sagt er einmal bei einer Antwort. An anderer Stelle rutscht dem Mann ein unwilliges „Mein Gott“ heraus.
Der Mann will Missverständnisse ausräumen. „Nein“, er sei nicht Mitglied des Opus Dei, auch wenn er hinzufügt, dass die ultrakonservative kirchliche Vereinigung „gute Arbeit“ leiste. Erkennbar dankbar ist er für die Frage nach seiner Haltung zur Homosexualität. „In Berlin leben viele Schwule und Lesben“ beginnt eine Journalistin. Der Erzbischof, der am 27. August in sein Amt eingeführt wird, unterbricht sie schlagfertig: „In Köln auch.“
Im Gegensatz zu missverständlichen Äußerungen vor seiner Wahl wird er jetzt deutlich: „Die Kirche ist keine Moralanstalt, die mit dem Zeigefinger herumfuchtelt.“ Menschen dürften nicht nach der sexuellen Ausrichtung beurteilt werden.
Was er aus dem Rheinland an die Spree mitbringen würde, wird der Fan des 1. FC Köln gefragt: „Ich hoffe, rheinische Fröhlichkeit, rheinisches Gottvertrauen.“ Und damit verbunden sei die Weisheit, „auch einmal fünf gerade sein zu lassen.“