Martti Ahtisaari: Der Mann für die großen Krisen

Martti Ahtisaari ist viel lieber Diplomat in Krisenregionen als finnischer Staatspräsident.

Helsinki/Oslo. Mehrere Jahre galt Martti Ahtisaari (71) als Top-Favorit für den Friedensnobelpreis - doch immer wieder scheiterte er knapp. Gestern hat der politisch wie körperlich schwergewichtige Ex-Präsident von Finnland den Preis aus Oslo doch noch bekommen. Und das, obwohl sein letzter großer Einsatz als Krisenmanager 2006 für den Kosovo nicht von allen als Erfolg gesehen wird.

Der Finne wurde 1937 im heute russischen Karelien geboren. Erste außenpolitische Erfahrungen sammelte er im diplomatischen Dienst. Von 1977 bis 1981 arbeitete er als UN-Kommissar für Namibia, dann erneut bis zur Unabhängigkeit des südafrikanischen Landes 1990 - eine Schule mit seinem Namen in der Hauptstadt Windhuk zeugt bis heute von seiner enormen Popularität.

Von 1991 bis 1993 lernte Ahtisaari als Chef einer "UN-Arbeitsgruppe Bosnien-Herzegowina" den Balkan-Konflikt hautnah kennen. 1994 nominierten ihn Finnlands Sozialdemokraten für das Amt des Staatspräsidenten. Ahtisaari gewann die Direktwahlen, wurde aber nie recht warm mit seinem Amt. Und die Finnen auch nicht mit ihm, wie fast durchweg schlechte Umfragewerte zeigten.

Gleich zu Beginn fiel er zweimal bei Staatsempfängen in Frack und viel zu engen Lackschuhen buchstäblich auf die Nase und musste das Land der tausend Seen und Saunen stark verpflastert repräsentieren.

Er war noch Präsident, als ihn seine Mittlerdienste zwischen dem serbischen Präsidenten Milosevic und der internationalen Staatengemeinschaft positiv in die Schlagzeilen brachten. Nach seiner Ablösung im höchsten finnischen Staatsamt durch die deutlich populärere Tarja Halonen gründete der Hobbyangler seine "Crisis Management Initiative" (CMI).

Für das kleine Institut mit Büros in Helsinki und Brüssel will der Finne auch das Preisgeld von einer Million Euro verwenden. Vielfach trat er als Vermittler auf, etwa 2000 bei einer Entwaffnungsaktion der irischen Untergrundorganisation IRA. Als sein größter Erfolg gilt das Ende des Bürgerkriegs in der indonesischen Provinz Aceh.

Seit 1968 ist Ahtisaari mit seiner Frau Eeva Irmeli verheiratet. Ihr Sohn Marko ist nicht nur IT-Spezialist, sondern auch Jazz-Musiker.