Plage: Die Invasion der Marienkäfer
Die asiatischen Insekten wurden als Schädlingsbekämpfer zu uns geholt. Nun werden sie zum Fluch.
Düsseldorf. Bei den spätsommerlichen Temperaturen hat es am Freitag in unserer Region eine regelrechte Invasion asiatischer Marienkäfer gegeben. So schwirrten an sonnigen Standorten etwa in Düsseldorf bis zum frühen Abend zigtausende der gepunkteten Insekten durch die Luft.
Die meisten der Käfer sind orangebraun, doch es wurden auch schwarze Exemplare mit orangenen Punkten gesichtet. An manch einer Waschstraße der Tankstellen versuchten Autofahrer am Nachmittag, den Tieren mit dem Staubsauger den Garaus zu machen.
Optisch sind die asiatischen Marienkäfer nur schwer von ihren einheimischen Artgenossen zu unterscheiden, dafür am Geruch umso deutlicher. Die asiatischen Exemplare hinterlassen eine beißend-bittere Duftnote.
Eingeführt wurden die Insekten aus Japan und China, um in Gewächshäusern als Schädlingsbekämpfer auszuhelfen. Doch sie haben die Glashäuser längst verlassen und vermehren sich jetzt in freier Wildbahn - denn wegen ihres Geruchs müssen sie keine natürlichen Feinde fürchten, betonte ein Experte der Landesanstalt für Ökologie. Der vergangene milde Winter hatte das Anwachsen ihrer Population befördert.
Auf der Düsseldorfer Rethelstraße mussten sich am Freitag die Besucher der dortigen Eisdiele vorübergehend vor der Invasion der gepunkteten Käfer in Sicherheit bringen.
"Ein entspanntes Schlecken von Eis war nicht mehr möglich, die Viecher waren überall", so die 38-jährige Caroline Wertmann, die mit ihrem Sohn Christian vor den Krabblern das Weite suchte. Im nahen Zoopark-Weiher mussten zahlreiche sonnenhungrige Menschen den Käfern ihre Plätze auf den Parkbänken überlassen. "Die krabbelten sogar in die Ohren und die Nasenlöcher", so die 73 Jahre alte Rentnerin Bärbel Schulte.
Auch Kleingärtner klagten. Wie zum Beispiel im Verein Altdüsselthal. Gerd Nolte ärgerte sich über jede Menge angefressener Äpfel. "So was habe ich noch nie gesehen, ich wusste nicht, dass Marienkäfer Äpfel anfressen. Jetzt ist fast in jedem zweiten Apfel ein rundes Loch, in dem bis zu vier Tiere hocken."
Firmen aus den Niederlanden und Belgien vertreiben die Käfer als biologischen Schädlingsbekämpfer, weil er nicht nur Blattläuse, sondern auch blattlausfressende Gallmückenlarven verspeist.
Aber selbst die Larven der etwa 20 hierzulande einheimischen Marienkäferarten verschmäht der Fremdling aus Asien nicht. Die Biologische Bundesanstalt für Land- und Forstwirtschaft warnt bereits vor einem Verdrängungsprozess. Sollte es in den nächsten Tagen warm bleiben, könnte sich die Käferplage noch verstärken.