Philip Treacy: Der Hutmacher der Königin
Mode: Philip Treacy ist der Hut-Papst. Der Brite bedeckt die Häupter der Schönen und Reichen. Jetzt werden seine besten Modelle in Düsseldorf gezeigt.
Düsseldorf. Die Queen hat welche. Camilla ebenfalls. Auch Madonna geht nicht ohne. Hüte von Philip Treacy sind der Renner bei den Reichen und Schönen -weil sie auffallen. Jetzt kommen die spektakulärsten Werke ins Düsseldorfer NRW-Forum. 37 Jahre ist der Mann, der die Hüte entwirft. Nicht ein bisschen jung fürs Museum? "Nein", sagt der Mann, der ein Botschafter der Hutmode ist.
"Hüte sind Zukunft", sagt der Brite. So wie er sie gestaltet, haben sie auch nur wenig gemein mit den funktionellen Kopfbedeckungen früherer Tage. "Einen Hut zu entwerfen ist wie eine Party zu schmeißen", sagt Treacy. Er muss dabei wohl an wilde Partys denken. Top-Model Naomi Campbell hat der Brite eine Dose Tomatensuppe und ihr eigenes Portrait auf den Kopf gesetzt, Boy George eine Teufelskappe mit zwei Hörnern.
Nur bei seiner exquisitesten Kundin wird der Hut-Zampano brav: Die Queen trägt dezente Farben, Ton in Ton, klassische Formen. Für Treacy kein Widerspruch zu seinen sonstigen Werken: "Jeder Hut muss zu dem Menschen passen, der ihn trägt." Und die britische Königsfamilie ist auch gut fürs Geschäft: "Sie tun viel für das Ansehen des Huts." Viel mehr mag er nicht über seine Kunden erzählen. Nur so viel: Die britische Thronfolgergattin Camilla brauchte zehn Anproben, bevor sie mit ihrem Hochzeitshut zufrieden war.
Die restliche Kundschaft, zu der auch Marken wie Chanel und Versace gehören, ist pflegeleichter. Sie mögen vor allem das Extravagante. Seiner Freundin Isabella Blow hat er mal einen Hut namens "Castle" auf den Kopf gesetzt - dem Bau ihres Familiensitzes nachempfunden. Unter dem Namen "Ship" wurde ein französisches Segelschiff aus dem 18. Jahrhundert zum Hut. Wie entstehen solche Ideen? "Ich schaue einfach in meine Umgebung", erzählt Treacy.
Ruhm und Erfolg sind dem Briten auf den ersten Blick nicht anzumerken. Philip Treacy tritt ganz anders auf, als seine extravaganten Kreationen es vermuten lassen. Im schwarzen Anzug hockt der Brite in einem Sessel. Er trägt ein dunkelblaues Hemd, die grauen Haare sind nicht groß bearbeitet. Treacy spricht ruhig; wenn er zuhört, spielt ein Schmunzeln um seinen Mund.
Bereits 1991 ließ Karl Lagerfeld den damals 23-jährigen Briten Hüte für Chanel entwerfen. 1994 debütierte Treacy in London mit seiner eigenen Marke. "Hut-Design ist, aus nichts etwas zu machen", beschreibt er seine Arbeit. Daran gemessen, hat Treacy eine ganze Menge gemacht.
Für manche ist es Haute Couture, andere sehen die Hüte als Skulpturen. Für Treacy selbst ist es einfach Kopfschmuck, den er freilich gern auch in den großen Museen für moderne Kunst ausstellt. Kein Wunder: Treacy arbeitet von klassischen Textilien über Stroh und Metalle bis hin zu Kunststoffen mit allen Materialien, die Künstler auch benutzen. Unterstützt wird er von Isabella Blow, seiner Muse, wie er sie nennt. "Sie sagt immer: Du bist noch nicht weit genung gegangen", schmunzelt der Designer.
Ausstellung: Bis zum 9. April werden die spektakulärsten Hütentwürfe von Philip Treacy im NRW-Forum Kultur und Wirtschaft in Düsseldorfer ausgestellt.
Treacy: Der Hut-Designer wurde 1967 in Irland geboren. Er studierte Mode- und Hutdesign in Dublin und London. 1990 schloss er ein Studium am Royal College of Art ab. Seit 1991 arbeitet Treacy mit Karl Lagerfeld zusammen. Seit 2000 zeigen auch Museen seine Werke.