Regisseur Guillermo del Toro: Der Monstermacher aus Mexiko

Porträt: Verspielt und stur - der Regisseur Guillermo del Toro dreht erfolgreiche Horror- und Fantasyfilme.

Los Angeles. "Wir alle brauchen Monster für unsere Träume" meint Guillermo del Toro. In seiner Heimat Mexiko war er schon als Kind Zeuge von Gewalt. Als Vierjähriger hat er den ersten Toten gesehen, sein Vater wurde gekidnappt, er selbst bekam mehrmals einen Revolverlauf an den Kopf gehalten.

In Märchenwelten fand er Zuflucht, genau wie die zwölfjährige Ofelia in dem Film "Pan’s Labyrinth", der drei Oscars gewonnen hat.

Die kindliche Freude an Grusel und Horror hat sich der 44-Jährige bis heute bewahrt. "Als ich meine eigene Spezialeffekte-Firma hatte, habe ich mich selbst manchmal als Monster geschminkt. Oder auch in Filmen von anderen das Monster gespielt. Ich liebe das, da bin ich wie ein Kind."

Wo Guillermo del Toro geht und steht, hat er sein Skizzenbuch dabei. Die meisten Schauergestalten in seinen Filmen entwirft er nämlich selbst: Zahnfeen, Trolle, Elfen, Baumgestalten, Monster oder Vampire. Die Inspirationen dafür findet er im Museum. "Ich gehe heute immer mehr von der Malerei aus. Je älter ich werde, desto mehr finde ich, dass die Monster Kunstwerke sein sollten wie von Dalí oder Magritte."

Effektspezialisten bauen aus seinen Entwürfen die Modelle für die Schauspieler. Guillermo del Toro verzichtet nämlich gern auf die üblichen computergenerierten Bilder. "Dieses CGI ist ein tolles Werkzeug für bestimmte Dinge", findet er, "aber wenn man es immer einsetzt, ist das faul und bequem. Man benutzt auch keinen Hammer, um eine Schraube in die Wand zu befördern."

In Hollywood hat er anfangs nur gestaunt: "In Mexiko dreht man Filme auf Freundschaftsbasis, mit Nettigkeit. Jemand schuldet Dir einen Gefallen oder Geld, und im Gegenzug bittest Du ihn, eine Woche am Set zu helfen oder Scheinwerfer zur Verfügung zu stellen oder so. Mit dieser Einstellung bin ich nach Amerika gegangen, aber das lief da überhaupt nicht so." Es dauerte etwas, aber seit dem Horrorschocker "Mimic" hat er mit jedem Film mehr gelernt, seine Visionen durchzusetzen.

Zwischendurch gönnt sich der beleibte Mexikaner aber Ausflüge in die heile, künstlerisch unabhängige Welt von damals und dreht Kunstfilme wie "Pan’s Labyrinth". Auf spanisch und mit kleinem Budget - und ohne Studioboss, der ihm reinredet. Und wenn ihm etwas am Herzen liegt wie etwa der erste "Hellboy"-Film, dann verzichtet er sogar auf exquisite Angebote wie die Regie zu "Harry Potter und der Gefangene von Askaban".

Als nächstes kommt wieder ein millionenschweres Mammutprojekt auf ihn zu: Er bereitet mit Peter Jackson ("Herr der Ringe") die Verfilmung von Tolkiens "Der Kleine Hobbit" vor. "Ich hatte noch nie soviel Spaß bei der Arbeit. Das ist wie ein Trip zurück in die Kindheit mit den perfekten Freunden im Schlepptau. Wir steigern uns da richtig rein."

Mit dem Filmzweiteiler wird er wohl bis 2011 beschäftigt sein. Danach will er auf jeden Fall wieder einen Film mit kleinem Budget drehen. Für den nächsten Oscar?

Guillermo del Toro grinst. "Ich mache das nicht mit einem Ziel, sondern weil diese Filme gedreht werden müssen. Ich habe noch elf unverfilmte Drehbücher in der Schublade liegen. Außerdem hab ich letztes Jahr nicht mal damit gerechnet, überhaupt nominiert zu werden. Ich bin der ,fat guy’ (,Fettsack’), ich bin es gewohnt, nicht zu gewinnen."