Erste Anhörung im Mordfall Anna Politkowskaja - vier Verdächtige

Zwei Jahre nach dem Mord an der Journalistin Anna Politkowskaja hat ein Moskauer Gericht den Fall am Mittwoch erstmals behandelt.

Moskau. Zwei Jahre nach dem Mord an der Journalistin Anna Politkowskaja hat ein Moskauer Gericht den Fall am Mittwoch erstmals behandelt. Die Militärkammer lehnte zu Beginn der Anhörung einen Antrag der Nebenklage ab, die Verhandlung wegen einer mutmaßlichen Quecksilber-Vergiftung der Politkowskaja-Anwältin Karina Moskalenko zu vertagen.

Die Staatsanwaltschaft beantragte eine Verlängerung der Untersuchungshaft für vier Verdächtige im Politkowskaja-Mordfall. Die kremlkritische Reporterin war am 7. Oktober 2006 vor ihrer Wohnung erschossen worden. Ihr Mörder ist bislang nicht gefasst.

Die Menschenrechtsanwältin Moskalenko konnte wegen Übelkeit nicht an der Sitzung teilnehmen. Im Auto der Verteidigerin, die wiederholt vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte in Straßburg auch Familien aus Tschetschenien vertreten hatte, war zuvor vermutlich Quecksilber gefunden worden. Die französische Polizei ermittelt.

Nach der Anhörung legte das Gericht den 17. November als nächsten Verhandlungstermin fest. Die Richter wollen dann auch entscheiden, ob der Mordprozess für die Öffentlichkeit zugänglich sein wird. Mehrere Chefredakteure, Politiker - darunter auch der frühere sowjetische Präsident Michail Gorbatschow - sowie Nichtregierungsorganisationen forderten dies in einem entsprechenden Appell.

Die wegen ihrer Reportagen aus dem Kriegsgebiet in Tschetschenien bekannte Politkowskaja war im Oktober 2006 im Alter von 48 Jahren erschossen worden.

Bereits Mitte 2007 hatte die russische Generalstaatsanwaltschaft die "Aufklärung des Mordes" verkündet und Tschetschenen sowie "Staatsfeinde im Ausland" als Täter benannt. Einer der Ermittler behauptete, der im Londoner Exil lebende Oligarch Boris Beresowski habe Politkowskaja auf dem Gewissen.

Zugleich halten sich bis heute in Russland Gerüchte, dass die Spuren bis in den Kreml führen. Menschenrechtler vermuten, dass eine Aufklärung des Falls nicht im Interesse der russischen Behörden liegt und die Ermittlungen deshalb bewusst verzögert werden.