Chris de Burgh: Ein Mann für bescheidene Sehnsüchte

Der Sänger Chris de Burgh wird 60 Jahre alt und weiß angeblich gar nicht, was seine weiblichen Fans an ihm finden.

London. Er ist der Mann für Balladen und romantische Lieder. Die Songs des irischen Sängers Chris de Burgh lassen Herzen verliebter Menschen noch schneller schlagen und verstärken bei Schwermütigen die Traurigkeit. In mehr als drei Jahrzehnten hat sich der Barde mit der markanten Stimme bei mehr als 3000 Live-Konzerten eine feste Fangemeinde ersungen.

Mittlerweile hat Chris de Burgh rund 45 Millionen Alben verkauft. Songs wie "Lady in Red" oder "Don’t Pay The Ferryman" waren Hits auf der ganzen Welt. Heute feiert er seinen 60. Geburtstag. Und ans Aufhören denkt der Ire noch lange nicht, Ende November erscheint sein 16. Studioalbum "Footsteps": "Ich bin glücklicherweise in einer Branche, die jung und verrückt ist."

Wie ein Weltstar wirkt de Burgh bei seinen Konzerten nicht. Lässig gekleidet, den Blick oft verträumt auf einen unbestimmten Punkt in der Ferne gerichtet, erscheint er wie der bodenständige Nachbar, der immer ein Lächeln übrig hat: "Ich habe den besten Job der Welt - Leute in ihren Herzen zu berühren und sie glücklich zu machen."

Das kommt besonders beim weiblichen Publikum an: "Ich weiß nicht, wieso das so ist", behauptet der Sänger. "Sehen Sie mich an: Ich bin klein und sehe nicht aus wie Tom Cruise. Aber wenn ich auf der Bühne singe, projizieren die Menschen Träume und Hoffnungen in meine Person."

Seine eigenen Träume haben sich erfüllt: "Ich habe viel mehr erreicht, als ich jemals erwartet hätte", sagt de Burgh. "Ich war das erste Mal 1978 in Deutschland. Da saß ich in einer Kneipe, habe ein Bier getrunken und dachte: "Hier ein Star zu sein, das wäre wirklich toll."

Doch der Weg ins Musikgeschäft verlief zunächst holprig. Seine ersten Lieder mit schaurigen Geschichten von Rittern, Königen und dem Teufel wollte kaum jemand hören. Anfang der 80er Jahre gelang dem Sänger der Durchbruch, und spätestens das 1986 veröffentlichte Erfolgsalbum "Into The Light" sicherten ihm einen Platz auf dem Musikolymp.

Als Kind lebte der Sohn eines Diplomaten in Argentinien, Nigeria und Zaire, ehe sich die Familie auf dem Familienschloss Bargy Castle im Südosten Irlands niederließ. Das Schloss wurde zu einem Hotel umfunktioniert, vor dessen Gästen der junge Chris seine ersten Auftritte hatte. Mit dem Album "Footsteps" geht er in seinen Fußstapfen zurück in die Vergangenheit, denn die meisten der 13 Coversongs hat er damals in der Hotelbar gesungen.

Mittlerweile lebt er mit seiner Frau Diane Mosely an der Küste südlich von Dublin. Seine Oase nennt er das. Wenn er mal einen freien Tag hat, verbringt er ihn "normal langweilig: frühstücken, schwimmen, Fußball gucken".

Nur selten sorgt der dreifache Vater für Schlagzeilen. Als seine Frau 1993 einen schweren Reitunfall mit langem Krankenhausaufenthalt hatte, wurde ihm eine Affäre mit dem Kindermädchen nachgesagt. De Burgh ist klug genug, sich darüber auszuschweigen. 2003 wurde er neben zahlreichen Bikini-Schönheiten gesehen - als seine Tochter Rosanna zur "Miss World" gekürt wurde.

Nun plant der Sänger ein Konzert in Teheran: "Ich möchte nicht, dass die Leute denken, dass ich politisch naiv bin." Aber auch den Menschen dort möchte er positive Gefühle durch seine Musik vermitteln.