Taleas Tod: Massive Vorwürfe gegen Wuppertaler Jugendamt
Eine Stadt trauert um ein kleines Mädchen, dessen Tod wohl hätte verhindert werden können.
<strong>Wuppertal. Es ist eine unfassbare Tragödie. Die fünfjährige Talea S., die am Dienstag vergangener Woche in der Kinderklinik Wuppertal-Barmen gestorben ist, könnte wohl heute noch leben, wenn sich ihre leibliche Mutter nicht an das Jugendamt der Stadt Wuppertal gewandt hätte. Talea wurde getötet. Unter dringendem Tatverdacht steht ihre Pflegemutter Kaja G., die seit Karfreitag in Untersuchungshaft sitzt und schweigt. Es ist die nackte Verzweiflung, die der leiblichen Mutter und auch dem Vater ins Gesicht geschrieben steht. Sie sind beide keine Gewinner. Die Mutter ist alkoholkrank, der Vater hatte mit Drogen zu tun, sie haben sich gegenseitig geschlagen. Sie sind keine Vorzeigeeltern. Diesen Eindruck wollen sie im Gespräch mit unserer Zeitung auch gar nicht erwecken. "Mir ist alles über den Kopf gewachsen, ich hatte eine Kontopfändung, musste eine Therapie machen", sagt die Mutter, sie hält den Kopf gesenkt, ihre Stimme bricht.
Die Mutter hatte das Jugendamt um Hilfe gebeten
Im September 2007 hatte sie das Wuppertaler Jugendamt angerufen und dort um Hilfe gebeten. Noch am selben Abend kamen städtische Mitarbeiter und nahmen die fünfjährige Talea und deren zweijährige Schwester aus der Familie. Einfach so, unangemeldet, die Mutter wusste von nichts, der Vater wurde nicht einmal informiert.
"Hätte ich das Jugendamt nicht angerufen, würde meine Kleine noch leben", sagt die junge Frau mit leiser Stimme. Die Oma des Mädchens sitzt neben ihr, sie weint. Der Vater guckt geradeaus, starr, keine Regung. Was soll er auch sagen.
Warum hat das Jugendamt das Kind nicht schon zu diesem Zeitpunkt aus der Familie geholt? Die Mutter sagt, sie weiß es nicht. Ein Notarzt soll Talea vor ihrem Tod mehrfach behandelt haben. Wenn dem so ist, hätte er das Jugendamt unterrichten müssen. Die Stadt bestätigt nichts. Der Datenschutz verbiete dies.
Er war dabei, als die Familie Abschied von der aufgebahrten Talea nahm, er hat sie gesehen, die Verletzungen. Mit stockender Stimme erzählen er und die Großtante, wie schlimm zugerichtet das Kind aussah. Sie sprechen von faustgroßen Hämatomen auf der Stirn und einer Narbe im Gesicht - trotz dicker Schminke deutlich sichtbar. Und wieder weint die Oma, der Onkel hat Mühe, sich zu beherrschen.