Tötungs-Serie: Polizei jagt Kaninchen-Killer
Bochumer Polizei bildet Sonderkommission. Tierfreunde rätseln über Tat-Motiv.
Bochum. Im Ruhrgebiet leben Tierbesitzer in Angst um ihre Lieblinge. Ein brutaler Tierhasser hat es dort vor allem auf Kaninchen abgesehen, mehr als 30 Mümmelmänner hat er schon geköpft. Auch drei Hühner und vier weitere Vögel fielen dem Unbekannten zum Opfer. An den Tatorten fanden sich weder Blutspuren noch die abgetrennten Köpfe der Tiere. Jetzt jagt die Polizei mit einer fünfköpfigen Sonderkommission nach dem Täter.
Die unheimliche Serie dauert in Bochum, Dortmund und Witten schon seit dem vergangenen Juni an. Polizeisprecher Volker Schütte: "Die Akte ist schon 14 Zentimeter dick." Und fast jeden Tag komme ein neuer Fall hinzu. Angesichts von allein vier Fällen in der vergangenen Woche in Bochum habe sich die Polizei zu der Einrichtung der Ermittlungskommission entschlossen. "Das ist sicher ungewöhnlich, passiert aber nicht zu Unrecht", so Schütte.
In der vergangenen Woche waren in Bochum getötete Wildenten und ein Jungschwan gefunden worden. Für Hinweise auf den Tier-Schlächter hat die Polizei eine Belohnung von 1000 Euro ausgesetzt. Eine entsetzte 60-jährige Bochumerin hat die Summe um 500 Euro aufgestockt. "Bisher ist der Killer aber noch bei keiner seiner Taten beobachtet worden", sagt der Bochumer Polizeisprecher. Verwertbare Zeugenaussagen gebe es leider nicht.
Die Details der Tiertötungen sind recht mysteriös. In Witten etwa hatte der Täter zwei Zuchtkaninchen die Köpfe abgeschlagen und zwei weitere Tiere mitgenommen. Am nächsten Morgen lag eines der Tiere wieder im Stall - ebenfalls mit abgeschlagenem Kopf.
Hatte es der Tier-Killer zunächst nur auf Kaninchen abgesehen, hat er nun auch das Federvieh im Visier. "Es ist durchaus möglich, dass der Täter umgestiegen ist, weil man in Witten jetzt viel besser auf Hauskaninchen aufpasst", so Polizeisprecher Schütte, "da ist das Ausspähen von Ställen mittlerweile schwierig geworden."
"Ich gehe davon aus, dass wir es mit immer der gleichen Person zu tun haben", sagt Ingo Lieweries von der Wittener Polizei. Er selbst hatte zunächst noch an einen Marder im Blutrausch gedacht, als im vergangenen Jahr die ersten Fälle gemeldet wurden. Doch die Obduktion eines der Kaninchen-Kadaver bedeutete das jähe Ende dieser Theorie: Der Kopf war mit einem sehr scharfen Gegenstand vom Körper des lebendigen Tieres abgetrennt worden.
Unter den besorgten Tierfreunden wird über das Motiv des Täters spekuliert. Für Erika Scheffer, Vorsitzende des Dortmunder Tierschutzvereins, steht fest: "Das waren Perverse, die das Blut für Satansmessen verwenden."
Die Wittener Okkultismus-Expertin Silvia Eilhardt glaubt jedoch nicht an einen solchen Hintergrund: "Es fehlen die satanischen Symbole." Wenn jugendliche Satanisten Tieropfer bringen würden, sagte Eilhardt den "Ruhr-Nachrichten", dann würde das Blut dafür genutzt, einen Pakt mit dem Teufel zu schreiben. "Aber dass dann so gar kein Blut mehr vorhanden ist, ist eher untypisch."
Überhaupt käme für ein solches Tieropfer eher eine schwarze Katze in Frage. Dass die Täter das Blut der enthaupteten Tiere mitnehmen, spreche eher für Rituale des Vampirismus.
Günther Wellenkötter, Ehrenvorsitzender des Ennepe-Ruhr-Kreisverbands der Kaninchenzüchter, hat eine einfachere Erklärung parat: "Der Täter ist entweder ein Sadist oder nicht richtig in der Mütze."