Feierstunde 70 Jahre CDU in NRW Wie Merkel NRW in ihrer Welt einbindet
Die Kanzlerin spricht bei der Feierstunde zum 70. Geburtstag der CDU-Fraktiuon im Landtag.
Düsseldorf. Sie war die erste Kanzlerin, die im Landtag von Nordrhein-Westfalen gesprochen hat. Doch Angela Merkel war Freitag am späten Nachmittag nach Düsseldorf gekommen, um sich nur einer Fraktion zu stellen: Die der NRW-CDU feierte am Freitag ihr 70-jähriges Bestehen. Merkel nutze die Feierstunde zwischen Beethovens „Ode an die Freude“, Schumann, Mozart und Nationalhymne, um einen großen Bogen zu schlagen: von der NRW-Historie über die Geschichte der CDU-Fraktion hin zu gegenwärtigen Herausforderungen für Deutschland, Europa und die Welt.
Gekommen war die Kanzlerin aber auch, um CDU-Landeschef Armin Laschet Rückenwind zu verleihen im Hinblick auf die Landtagswahlen im Mai 2017. „Es gilt das alte Sprichwort: Die Opposition von heute ist die Regierung von morgen“, sagte Laschet in seiner Eröffnungsrede und wurde später von der Kanzlerin in dieser Prophezeiung bestärkt: „Das wird gut.“
Merkel attestierte der CDU-Landtagsfraktion, immer gestaltende Kraft der Geschichte in NRW gewesen sei. Angesichts der politischen Protagonisten, die Freitag in Vielzahl neben einem Künstler wie H.A. Schult, einem Olympia-Sieger wie Ludger Beerbaum oder auch Borussia Dortmunds Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke gekommen waren, sei es gewiss hoch her gegangen. So freue sie sich, dass „Kurt Biedenkopf und Bernhard Worms heute nebeneinander sitzen“ — Gelächter, die „Alten“ lächelten höflich mit. Auch für die anderen anwesenden Fraktionsvorsitzenden Helmut Linssen, Jürgen Rüttgers, Helmut Stahl, Karl-Josef Laumann und Gastgeber Amin Laschet hatte Merkel Worte übrig.
Sie war aber auch gekommen, um Botschaften ihrer aktuellen Politik in die Partei zu tragen. Und nach innen wirken zu lassen. „Verglichen mit der Zeit der Anfänge dieser Fraktion leben wir heute in geradezu paradiesischen Zuständen. Das vergessen wir oft, es herrscht viel Pessimismus, dass wir bestimmte Dinge bewältigen können. . .“, sagte Merkel und erlaubte sich einen Scherz: „. . . um das Wort ,schaffen’ nicht zu gebrauchen.“
Merkel erntete — wohlgemerkt — Applaus aus den Reihen, als sie sagte, niemand habe in der heutigen Zeit eine perfekte Antwort auf das, „was wir in den nächsten zehn bis dreißig Jahren tun müssen“. NRW kenne sich wie kein anderes Land mit derlei Umbrüchen aus. Mit strukturellen: Kohle und Stahl spielen keine tragende Rolle mehr, neue Technologien und Digitalstrategien seien Zukunft. „Ich wünsche mir, dass NRW in all diesen Fragen Motor ist.“ Und mit mentalen Umbrüchen: „NRW war immer Schmelztiegel unterschiedlicher Einflüsse. Von Osteuropäern, später von Gastarbeitern“, sagte Merkel und etablierte ihr Thema Integration: „Hier wissen sie, was gelungene Integration an Möglichkeiten bietet und versäumte Integration für Schwierigkeiten bereitet.“
Welche Rolle Deutschland und Europa in der globalen Entwicklung spielen werde, das entscheide sich in den nächsten Jahren. „Wenn wir etwas aus der Geschichte gelernt haben: Lasst uns offen aus die Herausforderungen reagieren. Sicherheit und Wohlstand wird nur zu erhalten sein, wenn wir uns um mehr kümmern, als um uns“, rief Merkel. „Zum Schluss zur Sicherheit unseres eigenen Lebens.“ Da war der versöhnende Bogen geschlagen innerhalb einer gespaltenen Partei, wenn es um Merkels Flüchtlingspolitik geht. Laschet jedenfalls weiß sie auf ihrer Seite: „Der Unterstützung dieser Landtagsfraktionen sind wir uns sicher.“