Wilde Bräute gehen zur Sache
Junge Frauen aus Wuppertal nehmen beim Rollschuh-Rennen wenig Rücksicht.
Wuppertal. Keine Angst vor blauen Flecken und harten Stürzen haben die "Pirate Brides Wuppervalley" (Piraten-Bräute Wuppertal), wenn sie sich jeden Mittwochabend in der Wuppertaler Wicked Woods Halle zum Roller Derby treffen. Auf dem Trainingsprogramm: Gekonnt mit Schultern und Becken blocken, sich durchkämpfen, auf Knien bremsen, geschickt fallen.
Denn bei einem Spiel ("Bout") gehen die Mannschaften nicht zimperlich miteinander um. Zwei Verfolgerinnen ("Jammerinnen") müssen in einem Rundkurs das Feld von hinten aufrollen. Dabei versuchen die Gegnerinnen, sie mit vollem Körpereinsatz daran zu hindern.
Mit Rollkunstlauf hat der aus Amerika übergeschwappte Sport augenscheinlich wenig gemein, außer Rollschuhen und kurze Röcken. Letztere trägt die Pirate Bride in schwarz oder mit Leopardenmuster zu zerrissener Strumpfhose zuzüglich Tätowierungen und Körperschmuck ("Piercings"). Schwarz und der Leopard sind die Teamfarben der punkigen Roller-Amazonen.
"Nicht nur wild aussehen, auch wild sein", bringt Jennifer Jansen, genannt "Hell Betzie", das extravagante Sport-Outfit auf den Punkt. Die 25-Jährige sah als Kind Roller Derby im Fernsehen. Da wusste sie: "Ich will auch einmal so werden, wie diese Frauen in kurzen Röcken - rebellisch, wild und sexy." Tätowierungen, Piercings und Rock´n´Roll sind jedoch kein Muss: "Bei uns kann jeder mitmachen", betont Ava Weis ("Cap´n dodi"), "von Tussi bis Rotzgöre. Doch Rotzgören kommen besser durch."
Ava Weiss und Sabine Quambusch gründeten im Januar die Wuppertaler Pirate Brides. Zuvor ließen sie es auswärts ordentlich rollen. In Köln waren sie bei den Graveyard Queens, dem ersten Roller Derby-Team in NRW. Mittlerweile gibt es in Deutschland acht Mannschaften. Leider waren die Spiele Anfang des Jahres bereits vergeben. Daher verfügen nur Ava und Biene über erste Wettkampferfahrung.
"Höllenaufregend!", denkt Sabine ("Betta Bathory"), mit wohligem Schauder an ihren ersten Kampf zurück. "Ich wollte wieder gehen", erinnert sich die Zierliche an die wesentlich massigeren Gegnerinnen. "Nach dem ersten Sturz machte es Ping und ich wollte, dass die Gegner fallen." Nach dem Wettkampf lägen sich jedoch alle wieder in den Armen.
Was zu dem Glück noch fehlt ist eine Halle, denn die derzeitige Halle ist für "Bouts" und selbst für das Training zu klein. "Doch die Vereine wollen uns nicht. Tätowierte Frauen in kurzen Röcken, die aggressiven Vollkontakt betreiben, sind nicht gesellschaftsfähig." Sogar freie Rollschuhbahnen winkten ab.