Affäre: Im Dunstkreis der Rüstungslobby
Abgeordnete verheimlichten Tätigkeit in industrienahen Clubs.
Berlin. Mehrere Bundestags-Abgeordnete haben ihre Mitwirkung in Vereinen verheimlicht, die der Rüstungslobby nahe stehen. Die fünf Abgeordneten von SPD und FDP werden nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur (dpa) zum Teil seit Jahren bei der Deutschen Gesellschaft für Wehrtechnik (DWT) und dem Förderkreis Deutsches Heer (FKH) als Präsidiumsmitglieder geführt.
Nach der Geschäftsordnung des Bundestags müssen solche Tätigkeiten veröffentlicht werden. Dieser Pflicht kamen die Abgeordneten jedoch nicht nach.
Die Mitglieder des Verteidigungsausschusses Elke Hoff (FDP), Rainer Arnold und Jörn Thießen (beide SPD) sitzen auch im Präsidium der DWT. Auf Anfrage gaben sie an, sich der Veröffentlichungspflicht nicht bewusst gewesen zu sein.
"Die Mitgliedschaft im Präsidium ist ehrenamtlich. Weil kein Geld gezahlt wird, ist es mir durchgerutscht", sagte Thießen. Inzwischen haben der SPD-Politiker und seine beiden Kollegen ihre Vereinsfunktionen angezeigt.
Die beiden SPD-Abgeordneten Gerd Höfer und Johannes Kahrs - Mitglieder im Präsidium des FKH - bestritten, dass es eine Veröffentlichungspflicht gebe. "Die Tätigkeit ist ehrenamtlich, braucht also nicht angezeigt werden", sagte Höfer, der ebenfalls im Verteidigungsausschuss sitzt.
Kahrs betonte, er habe im Verein keine Funktionen wie Schatzmeister oder Vorsitzender inne. Daher müsse er die Präsidiumsmitgliedschaft nicht anzeigen. Nach Angaben des Bundestags haben beide SPD-Abgeordnete ihre Funktionen inzwischen aber ebenfalls nachgemeldet.
Die Geschäftsordnung des Bundestages ist in dieser Frage eindeutig. In den Verhaltensregeln heißt es, Abgeordnete müssten ihre "Tätigkeiten als Mitglied eines Vereinsvorstandes mit nicht ausschließlich lokaler Bedeutung" dem Präsidenten des Bundestages schriftlich anzeigen, damit dieser sie veröffentlichen kann. Bei Verstößen droht ein Ordnungsgeld bis zur Hälfte der Höhe der jährlichen Abgeordneten-Entschädigung.