Afghanistan: Guttenberg zieht die Tornados ab
Künftig soll die Ausbildung der Sicherheitskräfte vor Ort verstärkt werden.
Berlin. Daran ist der Bundesregierung dann doch besonders gelegen: Zu dokumentieren, dass die Entscheidung des Bundesverteidigungsministers Karl-Theodor zu Guttenbergs (CSU), sechs Tornado-Aufklärungsjets aus Afghanistan nach Deutschland zurückzuführen, im besten Einvernehmen zwischen dem zuständigen Minister und dem Auswärtigen Amt getroffen worden ist.
Deswegen ist in einer - in Berlin eher seltenen - gemeinsamen Erklärung von "Absprache" und "voller Übereinstimmung" zwischen dem Verteidigungsminister und Außenamtschef Guido Westerwelle die Rede.
Der FDP-Vorsitzende gab von New York aus seine Zustimmung zu der Erklärung, wo er am Rande der UN-Generalversammlung am Samstag in einer Rede unter anderem auch zur weiteren deutschen Afghanistan-Politik Stellung beziehen wird.
Die Tornados waren beim Einsatzgeschwader in Mazar-e Sharif stationiert. Sie lieferten seit 2007 Aufklärungsbilder aus ganz Afghanistan für die internationalen Isaf-Truppen.
Kritiker hatten der damaligen Großen Koalition vorgehalten, deutsche Jets würden damit direkt an der Vorbereitung von Kriegseinsätzen beteiligt.
Bekannt wurde, dass den US-Militärs die technische Qualität der Bilder nicht ausreichte, die zudem mit großem Zeitverzug geliefert wurden, weil die meisten auf konventionelle Art entwickelt werden mussten.
Guttenberg in einem Schreiben an die Bundestagsfraktionen: Die Tornados seien "zur konkreten Umsetzung des Kernauftrages nicht mehr vordringlich".
Sie bleiben allerdings in Reserve und können- bei Bedarf - wieder an den Hindukusch geschickt werden. Ihre Aufgabe sollen unbemannte Aufklärungsflugzeuge (Drohnen) übernehmen. Kosten für die Tornado-Aktion: knapp 300 Millionen Euro.
Hinzu kam, dass die internationalen Streitkräfte einen zweiten Schwerpunkt entwickelten: Der Aufbau und die Ausbildung afghanischer Sicherheitskräfte erhielt einen höheren Stellenwert. Der neue Kommandeur der Internationalen Schutztruppe, David Petraeus, hatte der Bundesregierung öffentlich empfohlen, die Tornados zurückzuziehen.
Die Arbeit der nun frei werdenden etwa 90Bundeswehrangehörigen soll vor allem in die Ausbildung der afghanischen Sicherheitskräfte gesteckt werden.
Weiter kam Berlin aber dem US-Kommandeur nicht entgegen. Er hatte um die Entsendung von 350 zusätzlichen Bundeswehrsoldaten gebeten - die Bundesregierung kam dem Wunsch nicht nach.
In der Umorientierung auf die verstärkte Ausbildung steckt aber auch ein Risiko: Die Trainingsmissionen führen die Bundeswehreinangehörigen in teilweise gefährliche Regionen. Nicht auszuschließen ist deshalb, dass deutsche Soldaten noch stärker als bisher in Kampfeinsätze verwickelt werden.