Angela Merkel in doppelter Mission
Der Kanzlerin geht es nicht nur um Armutsbekämpfung. Sie möchte auch einen deutschen Sitz im Weltsicherheitsrat.
New York. Im Vordergrund stehen Armutsbekämpfung und die Erfüllung der Millenniumsziele der Vereinten Nationen. Doch für Bundeskanzlerin Angela Merkel geht es in New York um mehr als nur Entwicklungshilfe: Sie wirbt eifrig für einen ständigen deutschen Sitz im Weltsicherheitsrat.
Die Kanzlerin umschmeichelt vor allem die Regierungschefs aus jenen Ländern, deren Stimme Berlin dringend nötig hat. Sie umwarb Präsidenten aus Asien, Afrika und südpazifischen Inselstaaten. Diese könnten nämlich am 12. Oktober das Zünglein an der Waage spielen, wenn die UN-Mitglieder entscheiden, ob Deutschland, Kanada oder Portugal 2011/ 2012 im Sicherheitsrat vertreten sein werden.
Angereist war Merkel mit großzügigen Versprechen, die nicht zuletzt darauf abzielen, kleinere Entwicklungsländer aufhorchen zu lassen, deren Stimme bei der im Oktober anstehenden Entscheidung über den Sitz im Sicherheitsrat ebenso schwer wiegt wie die der USA, China oder einer der anderen Großmächte.
Um bis 2015 die vor zehn Jahren vereinbarten Millenniumsziele zu erreichen, sollten Deutschland und andere reiche Industrieländer sich verpflichten, mindestens 0,7 Prozent ihrer Wirtschaftsleistung für Entwicklungshilfe auszugeben, forderte die Kanzlerin.
Auch sollten die Empfängerländer selbst mehr Verantwortung übernehmen und die Erfolge der Entwicklungshilfe stärker kontrolliert werden, sagte die Kanzlerin in ihrer Rede vor der UN.
Denn, darüber sind sich die 192 Mitglieder der Weltfriedensorganisation der Vereinten Nationen einig: Nach dem jetzigem Stand ist kaum zu erwarten, dass die hochgesteckten Ziele binnen fünf Jahren realisierbar sein werden. Unter anderem, so hat man sich vorgenommen, sollte die Zahl der in "extremer Armut" lebenden Menschen am Stand von 1990 gemessen halbiert werden.
Dabei leben weit über eine Milliarde Menschen nach wie vor von weniger als umgerechnet einem Euro pro Tag. Als "extrem arm" gilt, wer von täglich weniger als 1,25 US-Dollar seinen Lebensunterhalt bestreiten muss. Auch lassen Fortschritte bei der Bekämpfung der Hungersnot, der Mutter- und Kindersterblichkeit sowie Epidemien wie Aids und Malaria, alles Bestandteile der Zielkatalogs der Vereinten Nationen, zu wünschen übrig.