Berlin. Für die 1,7 Millionen Versicherten der Gmünder Ersatzkasse (GEK) bedeutet die angekündigte Elefantenhochzeit mit der Barmer vorerst Entwarnung. Für sie ist die Gefahr eines Zusatzbeitrags vorerst gebannt.
Doch für die 70 Millionen gesetzlich Krankenversicherten insgesamt gibt es eine solche Entwarnung für das kommende Jahr noch nicht. Das hängt auch von Entscheidungen direkt nach der Bundestagswahl ab.
Für die GEK war der Fusionsdruck nach Einschätzung des Gesundheitsökonomen Jürgen Wasem groß. "Die Gmünder ist zwar kein Zwerg, aber in den Regionen ist sie klein", sagt er.
"Die AOK haben hier einen Marktanteil von jeweils 30 bis 40 Prozent, Techniker Krankenkasse, Barmer und DAK immer noch jeweils um die 10 Prozent, die Gmünder nur 3 bis 4 Prozent."
Die Krankenkassen müssten aber immer mehr auch regionale Verträge etwa mit Kliniken oder Ärzteverbünden schließen. Mit der GEK als Juniorpartner zählt die Barmer künftig knapp 8,5 Millionen Versicherte - und kann den AOK bei den Vertragsverhandlungen eher Paroli bieten.
Doch alles Vertragsgeschick dürfte die Kassen nach Wasems Überzeugung nicht aus der Gefahrenzone für Zusatzbeiträge bringen. Bis zu ein Prozent des Einkommens darf der Obolus betragen - er wird erhoben, wenn einer Kasse das Geld aus dem Gesundheitsfonds nicht ausreicht.
"Durch die sicheren Zuweisungen aus dem Fonds kommen die Kassen in diesem Jahr auf eine schwarze Null", sagt er. Doch der Fonds zehre von vorgezogenen Steuerzuschüssen und dann vom zugesicherten Milliardendarlehen des Bundes. "Der Gesundheitsfonds läuft in ein steigendes Defizit hinein."
Für 2010 erwartet der Essener Berater von Politik und Selbstverwaltung ein Ausgabenplus von über 2 bis 2,5 Prozent. "Ohne Änderungen müssen die Ausgabensteigerungen über Zusatzbeiträge finanziert werden."
Anfang Oktober kommt die Wahrheit auf den Tisch, wenn der Schätzerkreis für die Krankenversicherung seine Prognosen errechnet. Wasems Szenario: Die Bundesregierung werde im Herbst entweder den Beitragssatz für 2010 anheben, ein rasch wirksames Feuerwehrpaket zur Kostensenkung schnüren, die Milliardenzuschüsse weiter erhöhen - oder flächendeckend Zusatzprämien in Kauf nehmen müssen.