Analyse: Zivi steht auf der Liste der bedrohten Arten

Ein Ende der Wehrpflicht wäre auch das Aus für den Ersatzdienst. In der Pflege gäbe es dann Probleme.

Berlin. Mit Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) hat erstmals einVerteidigungsminister die Wehrpflicht infrage gestellt. "Dann hätteaber auch der Zivildienst keine Grundlage mehr", mahnt JohannesFreiherr Heeremann, geschäftsführender Präsident desMalteser-Hilfsdienstes.

Würde die Versorgung in Krankenhäusern undPflegeheimen dann zusammenbrechen? Wohl kaum, denn Zivis dürfen nurunterstützende Aufgaben übernehmen.

Aber genauso richtig ist laut Heeremann: Es würde noch kälter injenen Räumen, in denen die meisten von uns ihren letztenLebensabschnitt verbringen. Ein sehr kranker Mensch, der jetzt noch voneinem Zivi gefüttert wird, bekäme dann eine Magensonde. Eine Frau imRollstuhl, die jetzt noch zu Hause versorgt wird, müsste ins Pflegeheim.

Die großen Verbände, die die meisten Zivi-Plätze bereitstellen,regen für den Fall einer Abschaffung des Zivildienstes einen Ausbau desFreiwilligen Sozialen Jahrs (FSJ) an. "Wir brauchen da weitere Mittel",fordert der Hauptgeschäftsführer des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes,Ulrich Schneider.

Genauso sieht es Frank Johannes Hensel, Caritas-Direktor für dasErzbistum Köln: "Mein Vorschlag wäre, das Freiwillige Soziale Jahrattraktiver zu machen." Nach Darstellung Schneiders gibt es großesInteresse an einem solchen Beitrag zum Allgemeinwohl: "Wir können imMoment nicht alle nehmen."

Doch die Annahme, dass sich auch nach Abschaffung des Zivildienstesfreiwillig Zehntausende zum Dienst am Nächsten bereiterklären würden,ist vielleicht zu optimistisch. Ein Problem: Würde die Bezahlung fürdas FSJ aufgestockt, würde sie bald das Niveau von Pflegeschülernerreichen - da entstünde dann eine Konkurrenz, die nicht gewollt ist.

Die Verbände fordern klare Entscheidungen, die ja erst gerade eineVerkürzung der Wehrpflicht - und damit des Zivildienstes - von neun aufsechs Monate beschlossen hat. Schneider kritisiert: "Ganz wichtig ist,dass man die Träger des Zivildienstes nicht permanent mit neuenVorschlägen irritiert."