Atomausstieg: Deutschland gegen den Rest der Welt

Die Ölkrise stellt die Menschheit vor gewaltige Herausforderungen: In einer neuen Serie beschreiben wir die Folgen.

Toyako. Hektisch sucht die Staatengemeinschaft nach Wegen aus der Energie- und Klimakrise - Deutschland gerät dabei massiv unter Druck: Am Montag steuerte der G8-Gipfel im japanischen Toyako auf einen Konflikt zu, als die USA die deutsche Energiepolitik attackierten.

"Atomkraftwerke sind der Lackmustest für die Ernsthaftigkeit der Staaten, gegen die Klimaerwärmung zu kämpfen", sagte Jim Connaughton, der engste Umweltberater von US-Präsident George W. Bush.

Das war eine Spitze gegen Deutschland. Denn die Bundesregierung hält am Atom-ausstieg fest, während die sieben anderen führenden Industrienationen die Kernenergie massiv ausbauen wollen. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) muss sich nun als einzige unter den Staats- und Regierungschefs einem Bekenntnis zum Ausbau der Kernkraft widersetzen.

Auch EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso setzte Merkel unter Druck. "Wir wissen, dass das in Deutschland ein heikles Thema ist", sagte er. "Andererseits sehen immer mehr Länder in der Kernenergie eine - zumindest vorübergehende - Lösung, um den Klimawandel zu stoppen und unsere Abhängigkeit von Öl und Gas zu verringern."

Merkel ist durch den Koalitionsvertrag mit der SPD gebunden: Die Sozialdemokraten halten am Atomausstieg fest und bringen jetzt sogar ins Gespräch, ihn im Grundgesetz zu fixieren.

Um die Rolle der Atomkraft und anderer Energien geht es auch in einer neuen Serie unserer Zeitung: Warum explodieren die Kosten für Öl, Gas und Strom? Welche Folgen hat das für die Weltwirtschaft und jeden einzelnen von uns?

Mit welchen Strategien können die Menschen ihre Abhängigkeit vom Erdöl überwinden? Diese Fragen wollen wir in den kommenden Wochen beantworten. In der ersten Folge geht es heute um die Rolle der Atomkraft im Energiemix.