Ab Dienstag machen die Dänen ernst
An der Grenze wird wieder kontrolliert. Die Regierung in Kopenhagen versucht aber, Touristen zu beruhigen.
Kopenhagen. Nur ein paar unauffällige Zöllner mehr am deutsch-dänischen Grenzübergang Padborg oder Anfang vom Ende des freien EU-Reiseverkehrs? Ausgerechnet zum Start des Urlaubsreiseverkehrs wollen die Skandinavier ab Dienstag den Beweis antreten, dass alles halb so schlimm ist mit ihren hart kritisierten neuen Grenzkontrollen.
„Die ganz große Mehrzahl der Reisenden wird überhaupt nichts merken“, versuchte Peter Christensen, der für Zoll und Steuern zuständige Minister, am Freitag die deutschen Urlauber zu beruhigen. Und vorsichtshalber noch mal: „Es wird keine Staus geben.“
Das klang anderthalb Monate zuvor bei der Bekanntgabe der Pläne noch gänzlich anders. Da konnte die rechtspopulistische DVP, die gerne mit einem Schlagbaum auf ihren Plakaten für gut bewachte Grenzen gegen allzu viele Ausländer wirbt, einen Polit-Kuhhandel mit Ministerpräsident Lars Løkke Rasmussen präsentieren. Für ihre Zustimmung als Mehrheitsbeschafferin zu einer Rentenreform bekam sie die gewünschten „permanenten Grenzkontrollen“ als Gegenleistung.
Man plane „erhebliche Investitionen in neue Kontrollanlagen, deutlich mehr Zollbeamte und umfassende Videoüberwachung von Autos“ an Grenzübergängen nach Deutschland und Schweden, teilte die Regierung damals mit. Alles klang sehr massiv und sollte es wohl auch für die Wählerklientel der DVP-Populisten.
Dass aber auch jenseits der dänischen Grenzen in Städten wie Berlin genau zugehört wurde, hat das Kopenhagener Regierungslager offenbar überrascht. Zu der massiven Kritik wegen möglicher Verletzung des Schengener Vertrages meint Steuerminister Christensen jetzt: „Das war wohl alles ein bisschen übertrieben.“
Also doch kein Imageschaden für Dänemark? Die Zeitung „Politiken“ veröffentlichte am Freitag Bürger-Stimmen aus drei Nachbarländern und ließ auch eine 34-jährige Berlinerin mit ihrer Meinung über die Grenzkontrollen zu Wort kommen: „Wenn Dänemark pleitegeht wie jetzt Griechenland, dann sollte man dort mit keinem einzigen Euro von mir rechnen.“