Beim Klimaschutz spielt die EU auf Risiko
Das Ziel ist ein neues Abkommen. Große Blockierer wie die USA sollen deshalb an den Pranger.
Durban. Die triste Tiefgarage macht nicht den Eindruck, als könnte hier Geschichte geschrieben werden. Wasser tropft von der Decke, Eimer fangen es auf. Aus einem Verschlag treten Vertreter der polnischen EU-Ratspräsidentschaft und afrikanischer Staaten. Umweltminister Norbert Röttgen (CDU) steht hinter ihnen, ist aber kaum zu sehen in der umfunktionierten Garage unter dem Konferenzzentrum der südafrikanischen Stadt Durban.
Ein Pulk von Kameras drängt die Abordnung fast zurück in den EU-Pavillon. Beobachter streuen, es sei gerade ein historischer Schulterschluss beschlossen worden, die EU und fast 100 Entwicklungsländer wollen beim Klimaschutz Seite an Seite gehen. Die Blockbildung von Industrie- und Schwellenländern sei aufgebrochen. Was einige Delegierte zunächst als Versuch interpretieren, irgendwie Bewegung beim Klimagipfel in Durban vorzugaukeln, bringt die Dinge zum Gipfelabschluss wirklich in Schwung.
Die EU setzt auf Alles oder Nichts. „Wenn es nicht mehr Bewegung gibt, dann muss ich sagen, dass es keinen Abschluss geben wird“, macht EU-Klimakommissarin Connie Hedegaard klar. Das Ziel ist, große Blockierer wie die USA so an den Pranger zu stellen, dass eine neue Dynamik erzeugt wird. So könnte Durban auch in einigen Monaten mit einer Sonderkonferenz etwa in Bonn fortgesetzt werden, heißt es.
Zu der neuen Allianz gehörten neben der EU auch die 50 am wenigsten entwickelten Staaten und kleine Inselstaaten. Und wie reagieren China, Indien, Brasilien und Südafrika darauf? „Das ist kein monolithischer Block mehr“, sagt Röttgen mit Blick auf diese für Fortschritte entscheidende Gruppe. Brasilien und Südafrika wollen Verpflichtungen mittragen. China wackelt.
Was bedeutet der Schulterschluss zwischen Reich und Arm? „Die USA sind nervös“, meint Martin Kaiser von Greenpeace. Mit dem großen Block von rund 120 der 193 teilnehmenden Staaten, die gegen Blockierer wie die USA, Russland, Indien oder China stehen, hätten sie nicht gerechnet.
Christoph Bals von Germanwatch warnt vor zu großen Hoffnungen bei China. Das Land wolle sich zwar angesichts direkt sichtbarer Klimaauswirkungen bewegen. „Aber im Frühjahr gibt es dort eine neue Regierung.“ Dieser könne man keine Klimaschutzzusagen vor die Füße legen.