Die große Angst vor Silvio Berlusconi
Der Ex-Regierungschef mischt in Italien wieder einmal mit. In den Umfragen liegt aber das Mitte-Links-Bündnis vorn.
Rom. Italien steht am Scheideweg. Mitten in einer tiefen Rezession mit schmerzhaft hoher Jugendarbeitslosigkeit und massiver Verschuldung wählt die drittgrößte Volkswirtschaft der Eurozone am Sonntag und Montag ein neues Parlament.
Die Finanzmärkte sind nervös, Europa zittert, weil doch viele eine Rückkehr des umstrittenen Medienzaren und Milliardärs Silvio Berlusconi (76) an das Ruder der Macht befürchten.
Allerdings kann die größere Gefahr von einem Italien drohen, das nach den Wahltagen mit dem Katzenjammer aufwacht, „unregierbar“ zu sein. Und auch ein sich anbahnender Durchbruch der populistischen Protestbewegung „Fünf Sterne“ des Komikers Beppe Grillo könnte für Instabilität sorgen.
Wer kann das große Sorgenkind Italien retten, wer in dem Land des immensen Steuerdrucks und ständig neuer Korruptionsskandale ganz rasch Wirtschaftswachstum und Beschäftigung aus dem Hut zaubern? Darum geht es. Doch wieder ist auch Ex-Regierungschef Silvio Berlusconi als Schlagmann im Rennen, auch wenn er versichert, nun nicht wieder Ministerpräsident werden zu wollen.
Er greift Mario Monti an, den Ex-EU-Kommissar, der als Regierungschef erste Reformen durchgesetzt hatte. Vollmundig versucht er, mit Wahlversprechen und populistischen Parolen, Grillos Auftrieb zu stoppen. Berlusconis eigentlicher Gegner ist aber der linke Pier Luigi Bersani, der an die Macht will.
Nach einem lauen Wahlkampf ohne Visionen und mitreißende Kandidaten scheint vor dem Urnengang offen, wer Italien den bitter nötigen Aufschwung bringen kann und ob das Land regierbar bleibt.
Ist die Lage von der Parteienlandschaft und vom Wahlrecht her schon schwer durchschaubar, so hat die dramatische Entwicklung im Sog der Euro-Krise sie noch weniger berechenbar gemacht. In die Parlamentswahl ziehen drei Bündnisse und eine Bewegung, wobei keine Front damit rechnen kann, als alleiniger Sieger die Regierung zu stellen.
Lange Zeit lag das Mitte-Links-Bündnis um den Chef der Demokratischen Partei PD, Pier Luigi Bersani (61), klar in allen Umfragen vorn. Doch da hatte die Linke die Rechnung ohne Berlusconi gemacht.
Nun muss der italienische Wähler die unübersichtliche politische Gemengelage per Stimmzettel zu klären versuchen.