Iran baut nach US-Berichten offenbar nicht an Atombombe

Washington/Wien (dpa) - Die US-Geheimdienste glauben trotz beunruhigender Berichte aus Teheran offenbar nicht, dass der Iran derzeit am Bau einer Atombombe arbeitet.

Es gebe keine eindeutigen Beweise, dass Teheran beschlossen habe, eine Bombe zu bauen, berichtete die „New York Times“ am Samstag unter Berufung auf Geheimdienstkreise und Regierungsmitarbeiter in Washington. Zuvor war die Internationale Atomenergiebehörde IAEA in einem neuen Iran-Bericht zu dem Schluss gekommen, dass das Land seine Urananreicherung deutlich vorangetrieben habe.

Der Iran habe seine Kapazitäten, Uran auf bis zu 20 Prozent anzureichern, verdreifacht, heißt es in dem vertraulichen Bericht von IAEA-Chef Yukiya Amano vom Freitag. In der westlichen Welt löst das Besorgnis aus, weil es zeigt, dass sich die Fähigkeiten entwickeln und womöglich auch die Herstellung von waffenfähigem Uran in Reichweite kommen könnte.

Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu sagte, der Bericht beweise die israelischen Einschätzungen, „dass der Iran mit schnellen Schritten mit seinem Atomprogramm fortschreitet“. Während der wöchentlichen Kabinettssitzung in Jerusalem warf er Teheran am Sonntag vor, die Entscheidungen der internationalen Gemeinschaft grob zu ignorieren. Das iranische Atomprogramm werde im Mittelpunkt seines USA-Besuchs Anfang kommenden Monats stehen, sagte Netanjahu.

Laut „New York Times“ bestätigen jüngste Erkenntnisse hingegen die Einschätzung der Geheimdienste von 2007, dass der Iran sein Atomwaffenprogramm schon Jahre zuvor eingestellt hat. Der US-Geheimdienstdirektor James Clapper hatte Ende Januar erklärt, dass sich der Iran zwar noch alle Optionen offenhalte. Es gebe aber keine Hinweise, dass Teheran eine Entscheidung getroffen habe, ein Programm zum Bau der Bombe zu beginnen.

Teheran sieht in dem IAEA-Bericht die „friedliche Natur“ seines Nuklearprogramms bestätigt. Zudem reflektiere der Report die Fortschritte, die der Iran in der Atomtechnologie gemacht habe, zitierte die iranische Nachrichtenagentur Fars den IAEA-Botschafter des Landes, Ali-Asgar Soltanieh, am Freitagabend.

Soltanieh sagte, was im IAEA-Bericht stehe, sei bereits früher von iranischer Seite bekanntgegeben worden. Dass den IAEA-Inspektoren auch bei ihrem zweiten Besuch binnen eines Monats in der vergangenen Woche der Zugang zu einer verdächtigen Militäranlage in Parchin verweigert worden sei, habe technische Gründe gehabt. Darüber könne man aber verhandeln.

Der Iran wolle sowohl internationale Vorschriften einhalten als auch die Zusammenarbeit mit der IAEA fortsetzen, sagte Soltanieh. Teheran werde aber keine Zugeständnisse machen, wenn es um sein Recht gehe, sein ziviles Atomprogramm voranzutreiben.

Als Antwort auf die frühere Drohung Teherans, im Falle neuer Sanktionen die Straße von Hormus zu blockieren, wollen die USA indessen einem Bericht des „Wall Street Journals“ zufolge ihre Schlagkraft an der Meerenge im Persischen Golf verstärken. Eine mögliche Blockade der wichtigen Öl-Route soll so besser verhindert werden können.

Das Militär habe beim Kongress unter anderem die Umrüstung von Waffensystemen auf US-Kriegsschiffen beantragt, um sie besser gegen iranische Schnellboote einsetzen zu können, berichtete die Zeitung. Auch hätten die Streitkräfte neue Ausrüstung zum Aufspüren und Räumen von Seeminen auf ihre Wunschliste gesetzt, hieß es unter Berufung auf US-Militärquellen.

Der Zeitung zufolge vermuten westliche Geheimdienste, dass die iranische Marine über bis zu 5000 Seeminen verfügt, darunter auch moderne Versionen, die größere Sprengkraft besitzen und schwerer aufzuspüren sind als ältere Modelle. An der iranischen Küste seien auch Luftabwehr-Systeme und Artillerie stationiert. Zudem verfüge Teheran über ferngesteuerte Boote und Drohnen.