Libyens Übergangsregierung kämpft ums Überleben
Tripolis (dpa) - Nach dem jüngsten Gewaltausbruch mit 77 Toten in Libyen kämpft die Übergangsregierung ums Überleben. In einer von der Nachrichtenagentur Lana verbreiteten Erklärung forderte sie die Milizen im Land auf, Meinungsäußerungen durch den Einsatz von Waffen sofort zu unterlassen.
Die Europäische Union äußerte sich „zutiefst besorgt über die beachtliche Verschlechterung der politischen und der Sicherheitslage in Libyen“. Die EU fordere alle Seiten auf, weiteres Blutvergießen zu vermeiden, sagte ein Sprecher der EU-Außenbeauftragten Catherine Ashton am Montag in Brüssel.
Ein hochrangiger Militärkommandeur in Libyen hatte zuvor die Auflösung von Regierung und Parlament angekündigt. Der Chef der Militärpolizei, Mochtar Fernana, sagte, eine neugewählte Kommission werde eine Verfassung schreiben und vorübergehend die Aufgaben der Legislative übernehmen. „Das libysche Volk wird es nicht zulassen, dass sein Land zum Tummelplatz für Terroristen und Extremisten wird“, sagte Fernana.
Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate schlossen am Montag ihre diplomatischen Vertretungen in Tripolis. Die Diplomaten seien vorsorglich abgezogen worden, bis sich die Sicherheitslage wieder verbessere, meldete die Nachrichtenagentur Lana.
Die Unruhen hatten am Freitag in Bengasi begonnen und am Sonntag auch Libyens Hauptstadt Tripolis erfasst. Dort stürmten Bewaffnete das Parlament. In Bengasi waren zuvor Stützpunkte islamistischer Milizen attackiert worden.
Bei denAngreifern handelt es sich um abtrünnige Soldaten, die von Milizen aus der Stadt Sintan unterstützt werden. Ihr Ziel ist die Vertreibung der islamistischen Milizen aus dem Land, die sich seit dem Sturz des Langzeitpräsidenten Muammar al-Gaddafi 2011 dort ausgebreitet haben.