Nagasaki gedenkt 68. Jahrestag des Atombombenabwurfs
Nagasaki (dpa) - Der Bürgermeister der japanischen Stadt Nagasaki hat am Gedenktag des Atombombenabwurfs vor 68 Jahren Kritik an der rechtskonservativen Regierung von Ministerpräsident Shinzo Abe geübt.
Dass Abes Regierung eine kürzlich in Genf ausgehandelte internationale Erklärung zum Verzicht auf Atomwaffen nicht mitgetragen habe, sei ein Verrat an den Erwartungen der Weltgemeinschaft, sagte Tomihisa Taue in einer Rede zum Gedenken der Opfer des Atombombenabwurfs über der südjapanischen Stadt.
Bei einer Sitzung des Vorbereitungsausschusses zur Überprüfung des Atomwaffensperrvertrags in Genf hatte die japanische Regierung ihre Zustimmung zu einer Erklärung verweigert, mit der Atomwaffen als unmenschlich bezeichnet werden. Diese Erklärung war im April von 80 Staaten unterstützt worden. Abe rechtfertigte seine Haltung mit der atomaren Bedrohung durch Nordkorea. Wie schon drei Tage zuvor in Hiroshima sagte der Regierungschef gleichwohl zu, sich für eine atomwaffenfreie Welt einzusetzen.
Bürgermeister Taue drückte jedoch zugleich seine Besorgnis über eine von der Regierung Abe angestrebte Kooperation mit der Atommacht Indien bei der zivilen Nutzung der Nuklearenergie aus. Eine solche Kooperation mit einem Staat wie Indien, der dem Atomwaffensperrvertrag nicht beigetreten sei, liefere Nordkorea nur ein Argument, sein eigenes Atomprogramm zu rechtfertigen, so Taue.
Um 11.02 Uhr Ortszeit, dem Zeitpunkt, als am 9. August 1945 die Atombombe über Nagasaki explodierte, legten die Bürger eine Schweigeminute ein. Die Amerikaner hatten die Bombe drei Tage nach dem ersten Atombombeneinsatz über Hiroshima abgeworfen. Von den damals 350 000 Bewohnern Hiroshimas starben auf einen Schlag mehr als 70 000 Menschen. Bis zum Ende Dezember 1945 erhöhte sich die Zahl der Toten auf 140 000. In Nagasaki starben bis Dezember weitere 70 000 Menschen. Kurz nach dem Abwurf der Bombe kapitulierte Japan.