Tote bei Protesten in Libyen
Tripolis/Istanbul (dpa) - In Libyen weiten sich die Proteste gegen Staatschef Muammar al-Gaddafi aus. Oppositionelle und arabische Medien meldeten am Donnerstag, seit Dienstagabend seien bei Zusammenstößen zwischen Gaddafi-Gegnern und der Polizei insgesamt elf Menschen ums Leben gekommen.
Fünf von ihnen seien in der Stadt Al-Baidha getötet worden, sechs Menschen starben in der Stadt Bengasi. Landesweit folgten mehrere Tausend Regimegegner dem Aufruf von Oppositionellen zu einem „Tag des „Zorns“. Verlässliche Angaben zur Zahl der Demonstranten gab es nicht.
Die Anhänger des seit 1969 amtierenden Staatschefs hielten dagegen und versammelten sich am Donnerstag zu einer großen Pro-Gaddafi-Demonstration im Zentrum von Tripolis. Sie hielten Bilder von Gaddafi in die Höhe und riefen: „Die Revolution (von 1969) geht weiter.“
Proteste gegen Gaddafi gibt es seit Mittwoch auch in der Ortschaft Al-Zintan südwestlich von Tripolis. In Amateurvideos, die am Donnerstag im Internet veröffentlicht wurden, waren Männer zu sehen, die riefen: „Du bist uns egal, oh Gaddafi, Al-Zintan hat keine Angst.“ Dem Vernehmen nach ließ sich die Polizei dort nicht blicken, während sie in Al-Baidha und Al-Kubba in der Nacht alle Demonstranten vertrieb. Als Reaktion auf das Blutvergießen wurde nach Angaben halbstaatlicher Medien der Chef der Sicherheitskräfte für die Region Grüner Berg entlassen.
In dem Demonstrationsaufruf, der über Facebook veröffentlicht worden war, hatte es geheißen, die Libyer sollten an die „Märtyrer“ vom 17. Februar 2006 erinnern. Damals war eine Demonstration gegen die Mohammed-Karikaturen in Bengasi in eine Protestaktion gegen die libysche Führung umgeschlagen. Es gab Tote und Verletzte.