Birma: Eine Handvoll Reis zum Überleben

Nach der Zyklon-Katastrophe wird die Situation für die Opfer immer dramatischer. Die Machthaber behindern die Arbeit der Helfer.

Rangun/Düsseldorf. Ihre Unterlippe zittert. Fest klammert sie sich an das kleine Säckchen Reis, das sie gerade ergattert hat. Khin Myo Win gehört zu den etwa eine Million Menschen in Birma, die durch den Zyklon "Nargis" ihr Dach über dem Kopf verloren haben. "Ich bin sehr sehr traurig", sagt sie. Die 34-Jährige ist schwanger und muss zwei Kinder ernähren. Der Zyklon hat ihr alles genommen.

Eine Mini-Tasse Reis, etwa 150 Gramm, gibt es für jeden Bedürftigen pro Tag. An der Essenausgabe der Behörde drängen sich 100 Menschen. Nur mühsam können die Helfer die Menge zurückhalten. In den Gesichtern mischen sich Erleichterung und Erschöpfung. Ein Baby liegt matt auf dem Boden, von Fliegen umschwirrt. Draußen sind die Bambushütten und Häuser zum Teil von Ästen durchbohrt. Darunter steht Wasser, voller Müll, schwarz und faulig riechend - ebenfalls eine Spur des Zyklons.

Das sind Bilder, die weltweit eine Welle der Hilfsbereitschaft auslösen könnten - nur ist die Militärregierung des abgeschotteten Landes wenig daran interessiert, dass ausländische Medien frei über die Katastrophe berichten. Reporter sind unerwünscht. In Rangun lauern die Aufpasser überall. "Wir werden verfolgt", sagt eine Katastrophenhelferin.

Derweil wächst der internationale Druck auf die Junta, endlich ausländische Hilfe zuzulassen. Zahlreiche Hilfsorganisationen appellierten, ihren Mitarbeitern einen besseren Zugang zu den Katastrophengebieten zu ermöglichen. Der Leiter von Malteser International, Ingo Radtke, betonte, dass die Junta die Mitarbeiter nicht in die Katastrophengebiete lasse.

Auch beim europaweit größten Medikamentenhilfswerk action medeor in Tönisvorst (Kreis Viersen) laufen derzeit die Vorbereitungen für dringend benötigten Hilfslieferungen. Für mehrere Partnerorganisationen, darunter humedica und die Johanniter, werden sieben Container mit jeweils 28 Notfallpaketen gepackt, wie Sprecherin Susanne Haacker unserer Zeitung sagt. In den Paketen sind unter anderem Antibiotika, Medikamente gegen Durchfallerkrankungen und Malaria-Schnelltests.

Mit der Lieferung könnten mehr als 200000 Hilfsbedürftige einen Monat lang versorgt werden. Allerdings sei weiter unklar, wann die Pakete im Krisengebiet ankämen. "Wir rechnen stündlich damit, dass die Lieferungen per Flugzeug nach Birma gebracht werden können, warten aber noch auf den Abruf unserer Partner. Wir stehen in den Startlöchern und hoffen, dass die Hilfe so schnell wie möglich bei den Menschen ankommt."

Informationen, die sie über die Partnerorganisationen aus dem Krisengebiet erhält, sind alarmierend. "In einem kleinen Krankenhaus in Rangun versorgen derzeit ein Arzt und drei Krankenschwestern Hunderte verletzte und kranke Personen." Das größte Problem seien Durchfallerkrankungen wegen des verseuchten Wassers. Aber auch die Malaria-Gefahr steige angesichts der großen Überschwemmungen.