Chávez siegt in Venezuela: Neue Amtszeit bis 2019
Caracas (dpa) - Das südamerikanische Erdölland Venezuela bleibt auf Linkskurs. Staatschef Hugo Chávez setzte sich in der Präsidentenwahl vom Sonntag gegen den bürgerlichen Herausforderer Henrique Capriles Radonski klar durch.
„Das war eine perfekte Schlacht“, sagte Chávez nach seinem Sieg, der ihm eine weitere Amtszeit von sechs Jahren bis 2019 bescherte. Er kann nun seine „Bolivarische Revolution“ fortsetzen.
Seinen Gegnern signalisierte er Dialogbereitschaft. Die „Chavistas“ feierten den Erfolg mit Autokorsos, Raketen und Böllern. Die Opposition gestand ihre Niederlage ein. Der deutsche Außenminister Guido Westerwelle sprach von einem deutlichen Votum.
Chávez ließ sich in der Nacht vor tausenden Anhängern auf dem Balkon des Miraflores-Palastes, dem Sitz des Präsidenten, feiern. „Heute haben wir, Genossen und Landsleute, bewiesen, dass unsere Demokratie eine der besten der Welt ist“, rief er der Menge zu. Er erkenne die demokratische Haltung derer an, die nicht für ihn gestimmt hätten. Der Opposition biete er die Hand und „sein Herz“, um einen neuen Dialog zu beginnen.
Oppositionskandidat Capriles gestand die Niederlage ein und gratulierte dem Gewinner. „Ich respektiere den Willen des Volkes“, sagte der 40-jährige Jurist noch am Sonntagabend. Chávez lobte ihn dafür, die „Wahrheit, den Sieg des Volkes“ anerkannt zu haben. „Das ist ein sehr wichtiger Schritt hin zum Frieden in Venezuela“, sagte Chávez.
Chávez kam nach Auswertung von 90 Prozent der Stimmen nach dem offiziellen Bulletin der nationalen Wahlbehörde CNE auf 54,42 Prozent der Stimmen. Auf den Ex-Gouverneur Capriles entfielen demnach 44,97 Prozent. Die Wahlbeteiligung war mit rund 81 Prozent sehr hoch. Aufgerufen waren war fast 19 Millionen Wahlberechtigte.
Der Präsident präsentierte sich voller Energie und Tatkraft. Um den Gesundheitszustand des 58-Jährigen ranken sich aber weiter Gerüchte. 2011 war er an Krebs erkrankt; er musste sich zwei Operationen sowie Chemo- und Strahlentherapien auf Kuba unterziehen. Rechtzeitig zum Wahlkampf hatte er sich jedoch vor einigen Monaten für geheilt erklärt.
Im Kurznachrichtendienst Twitter schrieb Chávez Minuten nach Bekanntgabe der Ergebnisse: „Danke, mein geliebtes Volk. Es lebe Venezuela!! Es lebe (der Freiheitsheld Simón) Bolívar.“ Chávez ist seit 1999 im Amt und darf nach einer Verfassungsänderung von 2009 beliebig oft kandidieren. Sollte die Gesundheit bis 2019 mitspielen, wäre er dann 20 Jahre im Amt.
Capriles war mit dem Motto „Hay un camino“ (Es gibt einen Weg) angetreten. Um gewinnen zu können, müsse man auch verlieren können, sagte er. „Ich werde immer für Venezuela arbeiten. Die Venezolaner können auf mich zählen. Ich bin ein Demokrat.“ Capriles betont aber auch, fast die Hälfte des Landes sei gegen das politische Projekt des Wahlsiegers. Der nächste Test für die Opposition sind die Regionalwahlen im Dezember.
Westerwelle verband den „Glückwunsch zum Wahlsieg“ mit der Erwartung, dass die Regierung Chávez nicht nur regional verantwortlich agiere, sondern auch innenpolitisch und wirtschaftlich konsequent die großen Herausforderungen anpacke, vor denen Venezuela stehe. Die Linke-Bundestagsfraktion sprach von einem herausragenden Tag für die internationale Demokratie. Die Wahl habe gezeigt, dass Sozialismus und sozialistische Regierungen gewählt und wiedergewählt werden könnten.
Glückwünsche kamen auch von Argentiniens Präsidentin Cristina Fernández de Kirchner, Ecuadors Staatschef Rafael Correa, Kubas Präsident Raúl Castro und dessen Bruder Fidel. Venezuela ist einer der weltweit führenden Ölproduzenten, und Chávez unterstützt mit den Petrodollar auch andere linke Regierungen der Region, vor allem das verbündete Kuba.