China: Die Wettkampfstätten bestehen den Erdbeben-Test

Olympia: Die Arenen in Peking wurden nicht beschädigt, doch die Furcht vor einer Beeinträchtigung der Spiele wächst.

Peking. Die Deutsche Botschaft in Peking verschickt bereits Merkblätter für den Ernstfall, aber die Olympia-Macher geben nach dem schwersten Erdbeben in China seit 30 Jahren erstmal Entwarnung. Die Wettkampfstätten seien erdbebensicher und streng nach Vorschrift gebaut worden, berichtete der Sprecher des olympischen Nachrichtenzentrums, Wu Kun.

Die Stadien könnten sogar Stöße bis zur Stärke 8 aushalten, berichtete er der Tageszeitung "Chongqing Chenbao". Das verheerende Beben im Südwesten Chinas hatte die Stärke 7,8. Ein Mitarbeiter der Erdbebenwarte in Peking erklärte, die olympischen Wettkampfstätten hätten "den Test bestanden". Die Arenen seien in "keinerlei Weise beeinträchtigt oder beschädigt worden".

Knapp drei Monate vor der Eröffnungsfeier wachsen trotzdem Sorgen, dass auch die Sommerspiele von Erdbeben oder Auswirkungen der Katastrophe betroffen sein könnten. China und die Nachbarländer befinden sich in einer "relativ aktiven" Periode für Erdbeben: Das zeigen die vorangegangen Beben in Japan sowie in den chinesischen Provinzen Tibet und Xinjiang seit Jahresbeginn, sagte der Seismologe Jiang Haikun.

Die chinesischen Olympia-Gastgeber fühlen sich vom Pech verfolgt. Erst die Schneekatastrophe, dann die Unruhen in Tibet und nun das Erdbeben. Ausgerechnet der Fackellauf, der auf seiner Tour über den Erdball noch von heftigen Protesten begleitet worden war, dient jetzt als Symbol der Hoffnung.

Die "Reise der Harmonie" wird fortgesetzt. Auch die Etappe durch die betroffene Provinz Sichuan werde stattfinden, teilte das Pekinger Organisations-Komitee BOCOG mit. Die Flamme soll vom 15. bis 18. Juni durch sieben Städte in Sichuan getragen werden.

Allerdings wird der Fackellauf modifiziert. Das Ausmaß der Feiern soll bescheidener ausfallen, kündigte das Organisationskomitee an. Es werde auch Schweigeminuten für die Opfer geben, hieß es. Entlang der Route werde es Stationen geben, wo die Menschen für die Erdbebenopfer spenden könnten. Das Internationale Olympische Komitee gab bekannt, dass es 650 000 Euro für die Opfer und den Wiederaufbau spenden wolle.

Peking gilt als Erdbebengebiet spätestens seitdem 1976 im nicht weit entfernten Ort Tangshan bei einem vergleichbaren Beben offiziell 242 000 Menschen ums Leben gekommen waren. Damals starben in Peking 189 Menschen.

Die Deutsche Botschaft gab vorsorglich Tipps für richtiges Verhalten bei einem Erdbeben: "Vergessen sie Ihr Auto" oder "Schützen Sie sich vor herabfallenden Gegenständen", wird geraten. Peking liege in einem Gebiet "potenzieller Gefährdung".

Seit 1976 seien Schutzmaßnahmen gegen Erdbeben "obligatorischer Standard" für alle Neubauten in Peking, sagt Deng Xuexian, Architekturprofessorin an der Qinghua-Universität. Die Anforderungen an die Statik seien sogar höher als in Deutschland, berichtet zudem ein deutscher Architekt, der in Peking tätig ist. Er gehe davon aus, dass moderne Gebäude relativ sicher seien.

Die Stadt versucht gleichwohl, sich zu wappnen. Nach Angaben chinesischer Medien gab es Ende 2007 rund 30 Schutzbunker, in denen mindestens zwei Millionen der 17 Millionen Einwohner unterkommen können. Bis zu 100 Bunker, die für den Fall eines Erdbebens gebaut wurden, sollen es in den kommenden Jahren werden. Allerdings sei es unter den Pekingern kaum bekannt, dass es so etwas überhaupt gibt, berichtete "China Daily".