Das Ende einer Gefangenschaft bei den Taliban

Nach fünf Jahren bei den Taliban wird US-Soldat Bergdahl in Deutschland auf die Freiheit vorbereitet.

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Washington. Es sind emotionale Bilder, die sich ein US-Präsident gar nicht entgehen lassen kann: Nur Stunden nach der Freilassung des US-Soldaten Bowe Bergdahl im Austausch gegen fünf afghanische Guantanamo-Häftlinge empfing Barack Obama am Samstagabend (Ortszeit) die Eltern des Soldaten im Weißen Haus und trat im Rosengarten mit ihnen vor die Presse. Jani und Bob Bergdahl wirkten völlig überwältigt. „Wir werden für Bowe stark bleiben, während er sich erholt“, sagt die Mutter, mehrfach den Tränen nahe.

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Bergdahl war 2009 in der Nähe eines US-Militärstützpunktes in Afghanistan verschwunden. „Vergessen haben wir ihn nie“, sagte Obama. Bob Bergdahl deutete an, dass sein Sohn, der fast fünf Jahre lang von Islamisten im afghanisch-pakistanischen Grenzgebiet festgehalten wurde, mittlerweile nur noch schlecht Englisch spricht. Er sagte daher in der afghanischen Sprache Paschtu zu ihm: „Ich bin dein Vater, Bowe.“

Nach Angaben aus dem Pentagon wurde der 28-Jährige am Samstag im Osten Afghanistans an Soldaten einer US-Spezialeinheit übergeben. Im Gegenzug ließen die USA fünf hochrangige Taliban-Mitglieder aus Guantanamo frei und überstellten sie nach Katar.

Bergdahl wurde am Sonntag zum US-Stützpunkt Landstuhl bei Kaiserslautern gebracht, in das größte amerikanische Militärkrankenhaus außerhalb der USA. Dort soll der junge Mann nun auf sein Leben in Freiheit vorbereitet werden.

Die Taliban hatten die Freilassung der Guantanamo-Häftlinge zur Bedingung für Friedensgespräche mit der afghanischen Regierung gemacht. Erste Kontakte waren in den vergangenen Jahren immer wieder abgerissen, weil sich die US-Regierung weigerte, die Gefangenen freizulassen. Neben Freude und Erleichterung gab es in Washington daher auch umgehend Kritik. Der republikanische US-Senator John McCain bezeichnete die Freigelassenen als „hartgesottene Terroristen“. Sein Parteifreund Mike Rogers sprach von einem Präzedenzfall, der Anreize für weitere Entführungen schaffen könnte. Verteidigungsminister Chuck Hagel betonte dagegen, dass nun vielleicht ein „neuer Anfang“ für die Gespräche mit den Taliban möglich sei.

Bergdahls Schicksal ist in den USA stets Thema geblieben. Immer wieder haben Medien über den „letzten Kriegsgefangenen der USA“ berichtet. Die genauen Hintergründe der Entführung sind dabei nie ganz klar geworden. Der Soldat hatte sich Ende Juni 2009 von seinem Stützpunkt in Afghanistan entfernt. Die Gründe dafür blieben bisher ein Rätsel.

CNN zufolge hatte er sich in einer E-Mail, die er kurz vor seinem Verschwinden an seine Eltern verschickte, kritisch über den Einsatz in Afghanistan geäußert. Die Taliban teilten kurz darauf mit, sie hätten den Soldaten gefangen genommen.

Ein Kommandeur des mit den radikalislamischen Taliban verbündeten Haqqani-Netzwerkes sprach jetzt ausführlich über die Gefangenschaft Bergdahls. Er habe viel Badminton gespielt und „vielen Kämpfern das Spiel beigebracht“. Obwohl seine Bewacher versuchten, ihn über den Islam aufzuklären, hielt er an christlichen Traditionen fest.