Kohls Ehefrau bricht ihr Schweigen

Maike Kohl-Richter macht der Union schwere Vorwürfe.

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Berlin/Ludwigshafen. Jahrelang mied Maike Kohl-Richter die breite Öffentlichkeit — doch nun gibt die 50-Jährige in einem ausführlichen Interview Einblicke in ihr Eheleben mit Helmut Kohl. In der „Welt am Sonntag“ macht sie der Union schwere Vorwürfe wegen ihres Vorgehens in der CDU-Spendenaffäre.

„Der Umgang mit meinem Mann war gemessen an dem Fehler, den er gemacht hat, unverhältnismäßig und falsch“, sagt sie. Kohl selber habe zur Spendenaffäre einmal gesagt: „Die war sehr deutsch, deutsch in dem, wie einer verfolgt wird. Es war blanke Rache. Es kommt gar nicht darauf an, was einer gemacht hat, sondern wie es dargestellt wird.“ Die Partei habe durch ihr Verhalten selbst am meisten Schaden genommen, betont die promovierte Volkswirtin.

Die CDU-Spendenaffäre war Kohls politisches Ende. Er hatte Geld am Rechenschaftsbericht vorbei für die Partei angenommen und den Spendern Anonymität versprochen. Diesen gab Kohl sein Ehrenwort — die Namen der Geldgeber behält er bis heute für sich. Im Zuge der Affäre trat der heute 84-Jährige als CDU-Ehrenvorsitzender zurück.

Maike Kohl-Richter lernte er Mitte der 90er Jahre kennen, als sie Grundsatzreferentin und Redenschreiberin im Bundeskanzleramt war. 2001 nahm sich seine erste Ehefrau Hannelore nach Jahren des Leidens an einer schweren Lichtallergie das Leben. Vier Jahre später stellte der Altkanzler Maike Richter als seine neue Partnerin offiziell vor.

Nachdem er auf der Kellertreppe schwer gestürzt war und sich ein Schädel-Hirn-Trauma zugezogen hatte, heirateten sie im Mai 2008. Seit dem Unfall sitzt Kohl im Rollstuhl und kann nur noch schwer sprechen. Bei der Hochzeit waren Kohls Söhne nicht dabei. Das Verhältnis des Ehepaars zu den beiden gilt als schwierig, Kontakte sind selten.

Im Interview wehrt sich Kohl-Richter gegen Vorwürfe, wonach sie ein Leben lang an den Staatsmann heranzukommen versucht habe: „Das ist eine absurde Geschichte. (. . .) Ich bin nicht auf die Welt gekommen und habe immer gerufen: Helmut Kohl, Helmut Kohl, Helmut Kohl“, so die Regierungsdirektorin. „Ich stand unter Groupie-Verdacht, aber ich hatte eine politische Agenda. Bevor es die menschliche Annäherung gab, gab es die Sympathie für die Politik und natürlich vor allem für seine Politik.“