DDR-Spitze wusste, dass die Mauer bald Geschichte ist

Eine Zeitung enthüllt neue Details über die Debatten in der SED. Die Deutschen feiern am Samstag die Einheit.

Berlin. 20Jahre nach dem Mauerfall sind brisante neue Details aus den Debatten innerhalb der damaligen DDR-Führung ans Tageslicht gekommen. Nach Informationen der Zeitung "taz" hatte die SED-Spitze bereits vor dem Fall der Mauer am 9.November1989 eine Grenzöffnung angedeutet und sich vom Westberliner Senat beraten lassen.

SED-Politbüromitglied Günter Schabowski hatte demnach dem damaligen Berliner Bürgermeister Walter Momper (SPD) schon am 29. Oktober 1989 angedeutet, dass der Fall der Mauer bevorstehe. Der damalige Leiter der Westberliner Senatskanzlei, Dieter Schröder, sagte, er habe deshalb Schabowski darauf hingewiesen, dass eine derart großzügige Reiseregelung mit den wenigen Grenzübergängen nicht funktionieren werde.

Schröder ließ Schabowski daher eine Liste mit Vorschlägen für zusätzliche Grenzübergänge auf inoffiziellem Weg zukommen. Dies habe dazu geführt, dass die Liste mit den neuen Grenzübergängen schon am Tag nach dem Mauerfall veröffentlicht wurde.

Der erste frei gewählte und zugleich letzte DDR-Ministerpräsident Lothar de Maizière berichtet derweil von den schwierigen ersten Schritten zur Deutschen Einheit. Sein erstes Treffen mit dem sowjetischen Staatschef Michail Gorbatschow im April 1990 in Moskau schilderte er als eisig.

"Ich hatte ihm ein Stückchen Mauer mitgenommen und hingelegt - das empfand er wohl ein bisschen provokativ. Und es war auch von mir so gemeint - denn immerhin stand die Mauer ja nicht ohne russische Billigung." Er habe damals Gorbatschow für seinen Beitrag zum Fall der Mauer gedankt. Dieser habe aber nur formuliert, was alles zu machen sei.

In Berlin begannen am Freitag die Feierlichkeiten zum "Tag der Deutschen Einheit" am Samstag. Die französische Compagnie Royal de Luxe erweckte für das Spektakel "Das Wiedersehen von Berlin" die erste von zwei gigantischen Marionetten zum Leben. Am Samstag werden sich die Riesen aus Ost und West kommend wiederfinden und so den Fall der Mauer symbolisieren.

Die Polizei verschärfte nach den Terrordrohungen des Terrornetzwerkes El Kaida die Sicherheitsmaßnahmen in der Stadt.