Der gute Freund Mubarak
Früher hatte der Staatschef viele Freunde in der Politik. Geblieben ist ihm nur Silvio Berlusconi.
Berlin/Brüssel. Europäische Staatsoberhäupter scheuten sich bislang davor, offen den Abgang von Ägyptens Präsident Husni Mubarak zu fordern. Jetzt ergreift Italiens Regierungschef Silvio Berlusconi das Wort — allerdings stellt er sich hinter den Staatschef. „Ich hoffe, dass es einen Übergang zu einem demokratischeren System ohne Umsturz geben kann, mit einem Präsidenten wie Mubarak“, sagte er am Freitag beim EU-Gipfel in Brüssel.
In Deutschland hat Mubarak keine Freunde mehr. Das war vor kurzem noch anders. Denn vor den Unruhen galt das Verhältnis zwischen beiden Ländern als äußerst eng, bedingt durch Wirtschaftsbeziehungen und regen kulturellen Austausch. In kaum einem Land war Ägyptens Staatschef so oft zu Gast wie in Deutschland. Mubarak sei „ein Mann mit enormer Erfahrung, großer Weisheit“, der die Zukunft fest im Blick habe, befand noch im Mai Außenminister Guido Westerwelle (FDP).
Noch größer soll aber die Zuneigung von Altkanzler Gerhard Schröder gewesen sein. Die Rede ist von einer engen privaten Freundschaft. Als Mubarak im Jahr 2005 erneut mit 88,5 Prozent der Stimmen die Wahlen gewann, gratulierte Schröder als einer der Ersten. Er schrieb: „Mubarak hat ein überzeugendes Mandat zur Fortsetzung der Politik erhalten.“
Enge Beziehungen — das gab es auch zu Ex-Kanzler Helmut Kohl. Gemeinsam gründeten sie die Mubarak-Kohl-Initiative, die Ägypter bei der Berufsausbildung unterstützt. Nur Angela Merkel gab sich kühl. In Reden sprach sie stets nur von Ägyptens Rolle als Stabilisator in Nahost.