Die Wahrheit vertuscht?

Dokumente belegen angeblich, dass Informationen über den Luftschlag zurückgehalten worden sind.

Berlin. Bundeswehrführung und Verteidigungsministerium haben offenbar gezielt an der Manipulation der Wahrheit gearbeitet, um die Bundeswehr nach dem verheerenden Tanklasterangriff in Afghanistan gut aussehen zu lassen. Das belegen vertrauliche Informationen aus dem Ministerium. Bei dem Bombardement von Kundus am 4. September 2009 waren bis zu 142Menschen getötet oder verletzt worden.

Unter Leitung von Ex-Verteidigungsstaatssekretär Peter Wichert soll im Ministerium eine sogenannte "Gruppe 85" gegründet worden sein, um den Luftschlag nach Kräften zu vertuschen. Die "Gruppe 85" hatte laut "Spiegel online" eine zentrale Aufgabe: Sie sollte über das deutsche Mitglied in der Nato-Untersuchungskommission in Erfahrung bringen, was dort in Bezug auf den Angriff recherchiert wird und wie man den Bericht im deutschen Interesse beeinflussen kann. In der "Gruppe85" soll sogar eine Beeinflussung der deutschen Justiz ausgeheckt worden sein.

Der von Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) gefeuerte Bundeswehr-Generalinspekteur Wolfgang Schneiderhan bestätigte am Donnerstag im Kundus-Untersuchungsausschuss auf Nachfrage die Existenz der Gruppe. Er sei aber nicht eingebunden gewesen.

Schneiderhan wehrte sich im Ausschuss gegen den Vorwurf, er habe Guttenberg und dessen Vorgänger Franz Josef Jung (CDU) unzureichend informiert. Schneiderhan und Wichert waren im November von Guttenberg entlassen worden, weil dieser sich unzureichend über das Bombardement informiert fühlte. So hatte der Minister nach eigener Darstellung von einem Feldjägerbericht zu dem Luftschlag erst aus der "Bild" erfahren. Guttenberg hatte zunächst von vorenthaltenden und später von unterschlagenen Dokumenten gesprochen.

In einem Interview erklärte er dann aber, er habe nie behauptet, dass ihm Unterlagen "böswillig" vorenthalten worden seien. Schneiderhan: "Das nehme ich mit Erleichterung zur Kenntnis." Die "ehrabschneidende und unwahre Berichterstattung" über ihn stehe dagegen weiter im Raum. Er bezog sich auf Berichte, nach denen er die Existenz des Feldjägerberichts geleugnet haben soll. Red