Eisbären und Co. sollen es künftig besser haben
Ein neues Gutachten zur Haltung von Säugern setzt die Zoos unter Druck. Tiere sollen mehr Platz bekommen.
Berlin. Eisbären sollen es künftig besser haben in deutschen Zoos — statt bisher 200 sollen ihnen mindestens 400 Quadratmeter Außengehege zur Verfügung stehen. Über deutlich mehr Platz dürfen sich auch Giraffen oder Paviane freuen. Das sieht das neue „Gutachten über Mindestanforderungen an die Haltung von Säugetieren“ vor, das am Mittwoch dem Bundeslandwirtschaftministerium (BMEL) nach drei Jahren Arbeit durch Experten übergeben wurde.
Die Expertise regelt die Standards für die Tierhaltung neu, von Raumbedarf über klimatische Bedingungen bis zur Pflege und Fütterung. Biberratten werden genau so erfasst wie Bären, Delfine, Springhasen oder Brüllaffen. Grundlegend überarbeitet wurde das zuletzt 1996 aktualisierte Gutachten, an dem sich die Behörden in Deutschland nun orientieren werden, wenn sie Zoos, Tierfachgeschäfte oder sogar private Haushalte unter die Lupe nehmen.
Eine artgerechte Haltung ist in den 250 deutschen Zoos angeblich schon jetzt kein Problem, wie Theo Pagel, Präsident des Verbands deutscher Zoodirektoren, versicherte: „Wir sehen keinen Nachholbedarf.“ Gleichwohl, so die Staatssekretärin im Ministerium, Maria Flachsbarth, würden die Kommunen jetzt darauf achten müssen, inwieweit in den Zoos die neuen Vorgaben des Gutachtens noch umgesetzt werden müssten.
Sogar moderne Anlagen, wie der 2012 im Krefelder Zoo eröffnete Gorilla-Garten, erfüllen die neuen Raumanforderungen nicht und müssten daher erweitert werden. Im Wuppertaler Zoo wird aufgrund des neuen Gutachtens das Aus für die Eisbärhaltung wahrscheinlicher.
Tierschutzverbände kritisierten, dass keine gesetzliche Pflicht zur Umsetzung besteht.