Frankreich 2010: Ein Land sieht rot
Präsident Sarkozy steckt auch in der zweiten Runde der Regionalwahlen eine Schlappe ein.
Paris. Die Regionalwahl 2010 hat Frankreich flächendeckend in das Rosarot der Linken getaucht. Ganz Frankreich? Nein, nur das Elsass, traditionell Hochburg der Konservativen, hat dem Linksrutsch noch standhalten können. Die kleinste Region der Republik bleibt der einzige blaue Tupfer im sattroten Sechseck.
Nur eine Woche nach der Ohrfeige im ersten Wahlgang kassiert das Präsidentenlager auch in Runde zwei eine schmerzhafte Schlappe. Das Bündnis aus Sozialisten, Grünen und Linken erreicht landesweit einen überwältigenden Schnitt von 53,8 Prozent, knapp zwanzig Prozentpunkte vor dem Sarko-Lager (35,4 %), das auch Korsika verliert. Wieder sind sich die Beobachter einig: Das Debakel der Rechten, eines der schlimmsten der Nachkriegsgeschichte, geht eindeutig auf das Konto von Nicolas Sarkozy. Doch stattdessen übt sich François Fillon noch am Wahlabend in einer Demutsgeste. "Ein enttäuschendes Ergebnis", gesteht der Premierminister, und fügt hinzu: "Ich übernehme meinen Teil der Verantwortung."
Der Morgen nach dem Debakel: Aktionismus ergreift das Schloss und seinen Hausherrn. Um Punkt neun lässt der Staatschef demonstrativ seinen Premier im Elysée antanzen, der bereit ist zurückzutreten. Die fünfte Republik kennt diese Dramaturgie: Vergeigt das Staatsoberhaupt eine Wahl, muss der Premier seinen Kopf hinhalten - wenn auch nur symbolisch.
Nun, Fillon, der längst aus dem Schatten des schwächelnden "Sonnenkönigs" herausgetreten ist, steht bei der anstehenden Kabinettsumbildung nicht wirklich zur Disposition. Es wird das Personal in der zweiten Reihe und die Staatssekretäre in der dritten treffen. Haushaltsminister Eric Woerth, so heißt es, wechselt ins Arbeitsressort, dafür übernimmt der junge Chiracist François Baroin das Budget. Immer wenn schwarze Limousinen am Elysée anrollen, recken Beobachter fragend die Hälse. Wer sitzt drin: ein neu Berufener oder ein Geschasster?
Sarkozy, der Angeschlagene, eingeklemmt zwischen Linksbündnis und Rechtsaußen, zeigt sich fest entschlossen, seine Reformpolitik fortzusetzen. "Man regiert ein großes Land wie Frankreich nicht nach den Vorgaben von Regionalwahlen, sondern, indem man sich an den Kurs hält, der bei den nationalen Wahlen festgelegt wurde", sagt er mit trotzigem Unterton.