G8-Gipfel: Die selbst ernannten Klimaretter
Die größten Industrienationen wollen den CO2-Ausstoß weltweit bis 2050 halbieren. Kritik von Klimaexperten.
Toyako/Berlin. Der weltgrößte Klimasünder USA hat erstmals den Widerstand gegen feste Ziele im Kampf gegen die Erderwärmung aufgegeben. Präsident George W. Bush stimmte am Dienstag auf dem G8-Gipfel in Japan einer Erklärung zu, in der die Reduzierung des weltweiten Ausstoßes des Treibhausgases Kohlendioxid (CO2) um 50 Prozent bis 2050 angestrebt wird.
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sieht darin einen deutlichen Fortschritt in Richtung Klimaschutz, das Weiße Haus nannte die Vereinbarung ein "ausgezeichnetes Ergebnis".
Die Formulierung der Erklärung ist allerdings sehr vage gehalten und bezieht sich nicht allein auf die G8-Staaten. Die größten Industrienationen erwarten vielmehr auch von Schwellenländern wie China und Indien CO2-Reduzierungen, um das Ziel bis 2050 zu erreichen. Beide sind heute zu Gast beim G8-Gipfel.
Der Beschluss sei ein klarer Auftrag, bei der UN-Klimakonferenz Ende 2009 zu einem Abschluss zu kommen, sagte Merkel. Bei der Konferenz soll ein Nachfolgeabkommen zum Kyoto-Protokoll, das 2012 ausläuft, erarbeitet werden.
In der Opposition, bei Umweltverbänden und vielen Klimaexperten stößt die G8-Vereinbarung auf scharfe Kritik. "Bei diesem Tempo ist die Welt bis 2050 weichgekocht, und die G8-Staatschefs sind lange vergessen", sagte Antonio Hill von der Hilfsorganisation Oxfam.
Klimaexperte Hermann Ott vom Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie nannte die Erklärung ein "Trauerspiel". Ott: "Die G8 formulieren Zielmarken für die ganze Welt, für die sie gar nicht sprechen können. Sie müssten sich selbst auf ambitionierte Ziele festlegen, dann würden auch die Schwellenländer mitziehen." Insbesondere hätten Zwischenziele bis 2050 genannt werden sollen.
Das Ziel einer Halbierung bis 2050 deckt sich mit den Mindestforderungen von Klimaexperten. Nur so blieben die Folgen der Klimaerwärmung beherrschbar.