Gaddafi nutzt Menschen als Schutzschilde
Alliierte bombardieren die Kommandostruktur des Diktators. Doch der zeigt sich unbeeindruckt.
Tripolis/Madrid. Libyens Staatschef Muammar al-Gaddafi verstärkt trotz der Angriffe des Westens auf seine Kommandostrukturen die Attacken gegen die Rebellen. In Misrata, 200 Kilometer östlich der Hauptstadt, sollen Gaddafis Einheiten hunderte Bewohner als Geiseln genommen haben, um sie als menschliche Schutzschilde zu benutzen. Deswegen seien Luftangriffe hier schwierig, hieß es. Die Briten brachen einen Luftangriff mit Rücksicht auf die Zivilbevölkerung ab.
In der Nacht zu gestern war eine Rakete in der Kommandozentrale Gaddafis in der Hauptstadt Tripolis eingeschlagen. Das dreistöckige Gebäude in der gigantischen Militärfestung Bab al-Azizia wurde zerstört. Wo sich Gaddafi zum Zeitpunkt des Angriffes aufhielt, ist nicht bekannt. Seit Beginn des Luftkrieges ist er nicht mehr öffentlich aufgetreten. Eine „barbarische Bombardierung“, zürnt Mussa Ibrahim, Sprecher des Regimes.
Nach Berichten arabischer Medien soll Chamies Gaddafi, ein Sohn des Machthabers, Opfer eines Kamikaze-Piloten geworden sein. Er sei an den Folgen von Brandverletzungen gestorben, nachdem ein Deserteur der libyschen Luftwaffe mit seinem Jet absichtlich auf den Stützpunkt Bab al-Asisija stürzte. Dort lebt Gaddafis Familie.
Während die EU ihre Sanktionen gegen Libyen verschärfte, versuchten die 28 Nato-Staaten vergeblich, den erbitterten Streit um die Führungsrolle bei Militäraktionen beizulegen. Schon seit Freitag blockieren Frankreich und die Türkei im Nato-Rat aus unterschiedlichen Gründen ein Mandat, das vom UN-Sicherheitsrat genehmigte Flugverbot militärisch durchzusetzen.
Der Bundestag wird vermutlich noch in dieser Woche die Beteiligung deutscher Soldaten an Nato-Aufklärungsflügen über Afghanistan zur Entlastung der Bündnispartner beim Libyen-Einsatz beschließen.