Guttenbergs Doktorvater distanziert sich

Berlin. Als die Universität Bayreuth vor einer Woche erstmals auf einer Pressekonferenz zum Fall Guttenberg Stellung nahm, fehlte ein Mann, an den sich besonders viele Fragen richten: Peter Häberle.

Der 76-Jährige war der Doktorvater von Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg, der seinen Promotionstitel inzwischen los ist.

Wie konnte da einer nicht bemerken, dass Hunderte Stellen in Guttenbergs Dissertation aus fremden Texten wortwörtlich kopiert waren, ohne die Quellen zu nennen? Gab es da keinen Stilbruch in der Arbeit, die die Bestnote erhielt? Nein, Häberle hat keinen Verdacht geschöpft. „Der Vorwurf ist absurd, die Arbeit ist kein Plagiat“, sagte er vor zwei Wochen, als die Vorwürfe hochkamen. Jetzt bekannte er in der Zeitung „Die Welt“, diese Aussagen seien eine „spontane und letztlich vorschnelle Reaktion“ gewesen. Häberle distanzierte sich von Guttenberg und sagte, die Umstände der von ihm betreuten Promotion seien geeignet, „den Ruf der Universität Bayreuth in der öffentlichen Diskussion in Misskredit zu bringen“. Die Mängel in der Dissertation seien „schwerwiegend und nicht akzeptabel“.

Häberle gilt als ganz Großer seines Fachs, vielfach geehrt, unter anderem mit sieben Ehrendoktorwürden. Seit seiner Emeritierung publiziert er weiter, leitet das Bayreuther Institut für Europäisches Recht und Verfassungskultur sowie die Forschungsstelle für Europäisches Verfassungsrecht. Der Journalist und Jurist Heribert Prantl hat mit vielen Kollegen Häberles gesprochen. Sein Fazit: „Häberle büßt für seine Gutmütigkeit.“ Er habe sich einfach nicht vorstellen können, dass einer seiner Doktoranden gegen die Regeln wissenschaftlichen Arbeitens verstoßen könnte.

Seine Promotion schrieb Häberle über den „Wesensgehalt“ der Grundrechte im Grundgesetz, in der Habilitation ging es um das „Öffentliche Interesse als juristisches Problem“. Oft bekam er heftigen Widerspruch. Doch der traf ihn nicht persönlich, anders als jetzt im Fall Guttenberg.