Hausärzte streiken – trotz gestiegener Honorare
Gesundheit: Niedergelassene Mediziner erhielten vergangenes Jahr insgesamt 1,8 Milliarden Euro mehr.
Berlin. Während der Wirtschaftskrise ist das Honorar der 150000 niedergelassenen Ärzte im vergangenen Jahr deutlich auf 30,8 Milliarden Euro gestiegen. Im Vorjahr hatten sie rund 1,8 Milliarden Euro weniger verdient. Gegenüber dem Jahr 2007 bedeutet dies sogar ein Plus von elf Prozent oder drei Milliarden Euro, wie aus einer Erhebung des Spitzenverbands der gesetzlichen Krankenversicherung hervorgeht.
Den größten Zuwachs gegenüber 2007 erzielten die Ärzte in Hamburg (plus 24,1 Prozent), gefolgt von Thüringen (23,6), Niedersachsen (20,6) und Sachsen-Anhalt (19). In Westfalen-Lippe wurde ein Plus von 15,2 Prozent verzeichnet, in der Region Nordrhein waren es 9,4 Prozent.
Ungeachtet des Anstiegs gingen gestern Tausende Hausärzte gegen Sparpläne von Bundesgesundheitsminister Philipp Rösler (FDP) auf die Straße. Die Allgemeinärzte gaben sich wütend. Jede vierte Hausarztpraxis blieb nach Verbandsangaben geschlossen.
Die Mediziner wehren sich dagegen, dass bei den neuen Hausarztverträgen die Höhe der Honorarsteigerung gedeckelt werden soll. Mit diesen Verträgen verpflichten sich Versicherte, immer zuerst zum Allgemeinmediziner zu gehen.
Rösler wies die Kritik an den neuen Verträgen zurück. Es gehe nicht darum, Honorare zu beschneiden. Die Steigerungen sollten begrenzt werden. Die Krankenkassen mahnten, die Ärzte verspielten ihren guten Ruf.
Derweil kündigte Rösler an, dass die Krankenkassen 2011 weitgehend auf Zusatzbeiträge ihrer Versicherten verzichten könnten. Gründe dafür seien die geplante Erhöhung des gesetzlichen Kassenbeitrages von 14,9 auf 15,5 Prozent und Einsparmaßnahmen.
"Ziel ist es, dafür zu sorgen, dass es im nächsten Jahr kein Defizit mehr gibt", sagte Rösler. "Dann wird es eben auch keinen Zusatzbeitrag geben. Das heißt allerdings nicht, dass nicht einzelne Kassen einen Beitrag verlangen können." Derzeit nimmt ein Dutzend Kassen diesen Aufschlag.