Hessen steuert auf Schwarz-Grün zu
Nach dem Ja der Grünen beginnen am Montag die Verhandlungen mit der CDU.
Frankfurt. Die CDU streckt die Hand aus, und die Grünen greifen beherzt zu. Mit großer Mehrheit sagten die Delegierten eines kleinen Grünen-Parteitags am Samstag „Ja“ zum Antrag, den ihnen die CDU am Freitagabend gemacht hatte. Die schwarz-grüne Koalition, auf die Hessen damit zusteuert, wäre die erste in einem deutschen Flächenland. Nur im Stadtstaat Hamburg gab es ein solches Bündnis bereits, doch schon nach zwei Jahren zerbrach es.
Auch in Hessen ist es keine Liebesheirat, sondern ein Zweckbündnis. Das beteuern die Landes-Chefs von CDU und Grünen, Ministerpräsident Volker Bouffier und Tarek Al-Wazir, unisono. Alles andere wäre auch weder glaubwürdig noch vorstellbar. Denn über Jahre hinweg haben sich die Parteien aneinander abgearbeitet, auch im Wahlkampf schenkten sie sich nichts.
„Sie können mir glauben, ich konnte mir selber nicht vorstellen, dass wir mal in Verhandlungen über eine schwarz-grüne Koalition gehen würden“, sagte der Grünen-Landesvorsitzende Al-Wazir nach dem Votum seiner Partei in Frankfurt. „Wir haben noch nie im Traum daran gedacht.“ Doch derzeit gebe es schlichtweg keine andere Möglichkeit, grüne Inhalte in Hessen durchzusetzen.
Schon am Montag werden die Verhandlungen beginnen, in die beide Parteien auch weit über Hessen hinaus große Erwartungen setzen. Denn sollte ein solches Bündnis nun erstmals in einem wirtschaftsstarken Flächenland gelingen, würden sich auch andernorts ganz neue Machtoptionen eröffnen — vielleicht sogar auf Bundesebene, wo sich Union und SPD schwer miteinander tun. Zuvor muss Al-Wazir allerdings noch seine grüne Parteibasis überzeugen. Am 21. Dezember soll eine Landesmitgliederversammlung über den dann fertigen Koalitionsvertrag abstimmen.