Hoffnung für verurteilte US-Journalistin im Iran
Nach Druck aus Washington kündigt das Regime in Teheran eine Prüfung des Urteils an.
Washington. Die Affäre um die im Iran verurteilte US-Journalistin Roxana Saberi schlägt auf die bilateralen Beziehungen zwischen Washington und Teheran durch: Nachdem US-Präsident Barack Obama die rasche Freilassung der 31-Jährigen gefordert hatte, versprach die Generalstaatsanwaltschaft im Iran am Montag, das Urteil einer "fairen Prüfung" zu unterziehen. Amerikanische Rechtsexperten glauben, dass die Reporterin innerhalb weniger Wochen wieder auf freien Fuß gesetzt werden könnte.
Saberi war im Februar festgenommen worden, angeblich wegen des Kaufs einer Flasche Wein. Später wurde ihr zur Last gelegt, im Auftrag der US-Regierung sowie des Geheimdiensts CIA gegen den Iran spioniert zu haben. Doch die Verurteilung, so das US-Justizministerium, entbehrte jeder rechtlichen Grundlage.
Als sich Obama nun entschied, den sich ausweitenden Skandal zur Chefsache zu machen, wendete sich das Blatt. Der US-Präsident zeigte sich "tief enttäuscht" über das Urteil. Er sei überzeugt, dass Saberi unschuldig ist. Sie sei lediglich "an dem Land interessiert, aus dem ihre Familie stammt".
Nach der Intervention von Obama wies der iranische Präsident Mahmud Ahmadinedschad seinen Justizchef an, Saberi sowie einem ebenfalls inhaftierten kanadischen Blogger "alle rechtlichen Freiheiten" zu garantieren. Politische Beobachter in den USA glauben, dass Saberi Opfer eines verbissenen Tauziehens innerhalb der iranischen Regierung wurde.
"Konservative Kreise, die eine Annäherung zwischen Teheran und Washington verhindern wollen, setzten sie als Bauern in einem politischen Schachspiel ein", glaubt der Politikwissenschaftler Michael Springer. Ahmadinedschad hingegen dringe nun auf eine faire Behandlung, um den sich abzeichnenden Dialog mit den USA nicht zu gefährden.
Obama ist der erste US-Präsident, der nach Abbruch der diplomatischen Beziehungen 1980 nun wieder die Möglichkeit einer direkten Begegnung mit einem iranischen Regierungschef in den Raum gestellt hat, unter anderem, um eine Lösung des Konflikts um Teherans Nuklearprogramm herbeizuführen.
Vor diesem politischen Hintergrund glauben Beobachter, dass der Fall Saberi einen ähnlichen Ausgang nehmen könnte wie 2007 der von 15 britischen Marinesoldaten. Sie wurden zwei Wochen lang festgehalten. Nachdem London den politischen Druck auf Teheran verstärkt hatte, wurden sie freigelassen.
Saberi war 2003 vom Bundesstaat North Dakota in den Iran ausgewandert und hatte dort ein Korrespondentenbüro eröffnet. Wegen angeblich kritischer Berichterstattung über Menschenrechtsverletzungen musste Saberi 2006 ihren Presseausweis abgeben. Als freie Mitarbeiterin lieferte sie aber weiterhin Berichte für den öffentlich-rechtlichen Sender National Public Radio (NPR) sowie die britische BBC.