Alt sieht Jobchancen für 100000 Langzeitarbeitslose

Nürnberg (dpa) - Die Bundesagentur für Arbeit (BA) sieht gute Chancen, in den kommenden Jahren den harten Kern schwer vermittelbarer Langzeitarbeitsloser um mindestens 100 000 auf rund 300 000 zu verringern.

„Wenn der Arbeitsmarkt weiterhin so gut funktioniert, wird das allein schon 100 000 weniger Langzeitarbeitslose bringen“, sagte das für Hartz IV zuständige BA-Vorstandsmitglied Heinrich Alt in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa. „Und ich glaube auch, dass eine größere Professionalität in den Jobcentern dazu beitragen wird.“

Zum harten Kern der Langzeitarbeitslosen gehören nach Alts Angaben rund 400 000 Männer und Frauen; die allermeisten von ihnen hätten seit der Hartz-IV-Reform vor sieben Jahren nicht mehr gearbeitet. „Manche von ihnen sind noch nie einer geregelten Arbeit nachgegangen“, fügte Alt hinzu. Zu der Gruppe gehörten beispielsweise Suchtgefährdete, Menschen mit psychischen Erkrankungen, fehlenden deutschen Sprachkenntnissen und Schulden. Viele hätten sogar mehrere Probleme gleichzeitig.

Nach Alts Ansicht sind die Möglichkeiten bei der Vermittlung von Langzeitarbeitslosen trotzdem noch längst nicht ausgereizt. Um künftig noch mehr Menschen mit Vermittlungshemmnissen in Arbeit zu bringen, müssten zum einen die kommunalen Sozialdienste und die Arbeitsvermittler in den Jobcentern noch enger zusammenarbeiten. Zum anderen bräuchten Langzeitarbeitslose eine individuellere Betreuung, die stärker ihrer persönlichen Lebenssituation Rechnung trage. „Wir brauchen für diese Menschen kein Breitband-Antibiotikum an Hilfen, sondern einen Maßanzug“, sagte Alt.

Trotzdem werde es auch bei bester Arbeitsmarktlage künftig mehrere hunderttausend Menschen geben, die wegen ihrer objektiv geringen Leistungsfähigkeit unter jetzigen Bedingungen keinen Arbeitsplatz fänden. Daher seien für diese Gruppe neue Strategien gefragt, gab Alt zu bedenken. Er selbst denke dabei an eine längerfristige Unterstützung für den harten Kern von Langzeitarbeitslosen, ähnlich wie bei den Schwerbehinderten. Ihre Beschäftigung sollte staatlich bezuschusst werden. „Das käme billiger, als ihnen dauerhaft Hartz IV zu zahlen - und die Menschen würden etwas Produktives leisten.“