Alte Kraftwerke schließen Stromlücke

Da die ältesten Meiler vom Netz gehen, schrumpft die Produktion nur moderat. Gas- und Kohlekraftwerke springen ein.

Düsseldorf. Acht Atomkraftwerke werden bis mindestens Mitte Mai keinen Strom liefern, einige von ihnen werden wohl nie wieder ans Netz gehen. Was bedeutet das für die Stromversorgung und die Preise? Antworten auf die wichtigsten Fragen:

Da nur die ältesten Kernkraftwerke vom Netz gehen, ist die entstehende Lücke bei der Stromproduktion gar nicht so groß. Die betroffenen Meiler trugen im vergangenen Jahr 5,4 Prozent zur Stromproduktion bei — das ist nur etwas mehr als die 2010 exportierte Strommenge. Der Stromexport wird also stark verringert werden.

Vor allem in Zeiten, in denen zum Beispiel die Windkraft nur wenig Strom einspeist, werden zudem zurzeit nicht ausgelastete Gas- und Kohlekraftwerke die Produktion steigern müssen. Desweiteren gibt es eine sogenannte Kaltreserve — alte Kohle- und Gaskraftwerksblöcke, die schnell wieder ans Netz gehen könnten. „Allerdings sind diese Kraftwerke wenig effizient. Der CO2-Ausstoß wird vorerst steigen“, sagt der Energieexperte Stefan Thomas, Forschungsgruppenleiter am Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie.

Das ist unter Fachleuten umstritten. Die Produktion in ineffizienten Kraftwerken ist teurer, daher würde der Preis an der Strombörse beim Einsatz dieser Kraftwerke steigen. „Das bedeutet aber nicht unbedingt, dass die Verbraucher mehr zahlen müssen“, erklärt Thomas.

Denn die Versorger haben in der Regel langfristige Lieferverträge, die von kurzfristigen Schwankungen kaum betroffen sind. Preissteigernd könnten aber auch die neuen Sicherheitsanforderungen für Atomkraftwerke wirken, denn diese werden wohl größere Investitionen der Betreiber erfordern. Die meisten Experten rechnen mit einer Erhöhung des Strompreises um einen halben bis maximal einen Cent pro Kilowattstunde.

Nicht sofort, aber nach einer Studie des Wuppertal Instituts bis 2020. Vor der Abschaltung der AKW betrug der Anteil der Atomkraft an der Stromproduktion 22,4 Prozent. Ungefähr so viel Strom könnte eingespart werden, wenn in Industrie und Privathaushalten künftig konsequent auf energieeffiziente Geräte und Anlagen gesetzt würde.

Verbraucher müssten also, sobald ein Elektrogerät kaputt geht, es jeweils durch das effizienteste (Klasse A++) ersetzen. Die sind teurer, verbrauchen aber deutlich weniger Strom. „Insbesondere bei langlebigen Stromfressern wie Kühlschränken lohnt sich das in der Regel“, sagt Stefan Thomas.

Die zeitweise Abschaltung kostet die Konzerne nach Berechnung des Bremer Wirtschaftsprofessors Wolfgang Pfaffenberger für „Spiegel Online“ mehr als eine halbe Milliarde Euro Umsatz in drei Monaten. Beobachter schätzen den Gewinnausfall bei einigen abgeschalteten Atomkraftwerken auf rund 30 Millionen Euro pro Monat und Kraftwerk.