Altmaier verteidigt Flüchtlingsamt-Chef Weise gegen Kritik

Berlin (dpa) - Die Bundesregierung hat das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge und dessen Leiter gegen Kritik aus den Ländern in Schutz genommen. „Frank-Jürgen Weise ist jetzt einige Wochen im Amt, und es hat sich in dieser Zeit unglaublich viel bewegt“, sagte Kanzleramtschef Peter Altmaier (CDU) am Sonntagabend in der ARD.

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Auch Arbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) schloss sich im ZDF der Kritik an der Effizienz der Behörde „ausdrücklich nicht“ an. SPD und Grüne machten erneut Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) für die Überlastung der ihm unterstellten Behörde verantwortlich.

Am Wochenende hatte die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) das Arbeitstempo und die arbeitsfreien Wochenenden des Bundesamtes (BAMF) kritisiert. Bereits nach einem Auftritt Weises auf der Innenministerkonferenz war von Ressortchefs der SPD wie der CDU Kritik gekommen.

Altmaier wies auf die dramatisch gestiegenen Flüchtlingszahlen hin und erklärte, die Bearbeitungszeit der Asylanträge sei dennoch verkürzt und die Zahl der Entscheidungen erhöht worden. „Und deshalb halte ich es nicht für zielführend, wenn wer auch immer dann glaubt, auf dem Rücken der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Bundesamtes politische Erklärungen abzugeben“, sagte er in der ARD-Sendung „Bericht aus Berlin“.

Nahles argumentierte ähnlich. „Es wird dort unter Hochdruck gearbeitet“, sagte sie in der ZDF-Sendung „Berlin direkt“. Es würden beim Bundesamt im neuen Jahr 4000 neue Leute eingestellt. „Dann wird es einen guten Schritt nach vorne gehen“, sagte sie und fügte hinzu: „Wir sollten jetzt alle miteinander nicht in ungerechtfertigte Kritik übergehen.“

SPD-Vize Thorsten Schäfer-Gümbel richtete den Fokus auf den Innenminister: „Herr de Maizière trägt alleine die politische Verantwortung für die aktuellen Zustände beim BAMF. Er kann sich nicht hinter Herrn Weise verstecken“, schrieb er in einer Mitteilung. Die Personalaufstockung sei „nur ein erster Schritt“. EU-Parlamentspräsident Martin Schulz (SPD) sagte der „Welt“ (Online/Print Montag), de Maizière habe es „seit Jahren trotz der Klagen aus Ländern und Kommunen nicht geschafft, dafür zu sorgen, dass die Verwaltungsvorschriften umgesetzt und die Asylanträge zügig bearbeitet werden“.

In diesem Jahr sind bis Ende November nach einem Zeitungsbericht 964.574 Flüchtlinge nach Deutschland gekommen. Das berichtet die „Passauer Neue Presse“ unter Berufung auf eine ihr vorliegende Antwort des Bundesinnenministeriums zu einer parlamentarischen Anfrage. Im gesamten Vorjahr waren es demnach nur 238.676 Flüchtlinge.

Die Zahl der unbearbeiteten Asylanträge beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) stieg laut dem Bericht bis Ende November auf 355.914. Im Vorjahr hatte die Zahl der unerledigten Anträge bei 169.166 gelegen. Zugleich verdoppelte sich den Angaben zufolge die Zahl der Asylentscheidungen nahezu. Sie stieg bis Ende November auf 240.058 (Gesamtvorjahr: 128.911). Die Zahl der 2015 gestellten Asylanträge lag Ende November bei 425.035 und damit mehr als doppelt so hoch wie im gesamten Vorjahr (202.834), so die Zeitung.

Grünen-Fraktionschef Anton Hofreiter forderte, auf die gerade vereinbarte Einzelfallprüfung für Syrer zu verzichten, und schlug vor: „Das Bundesamt sollte unbürokratisch eine Art von Schicht-Betrieb und eine Ausweitung der Dienstzeiten einführen.“