Analyse: Nachschulungen für junge Autofahrer

Österreich macht mit dem Modell gute Erfahrungen. Zahl der Verkehrstoten sinkt.

Berlin. Auf Deutschlands Straßen sterben immer weniger Menschen: Mit 3657 Verkehrstoten gab es im vergangenen Jahr einen neuen Tiefststand. Aber: Das sind noch immer zehn Todesopfer pro Tag. Deshalb wird weiter um mehr Sicherheit im Straßenverkehr gerungen.

Die 18- bis 24-jährigen Autofahrer sind überdurchschnittlich häufig in Verkehrsunfälle verwickelt — so ging die Zahl der bei Unfällen verletzten und getöteten jungen Fahrer in NRW zwar zurück. Sie liegt aber immer noch auf einem hohen Niveau (siehe Grafik).

Für Fahranfänger gilt daher seit 2007 ein absolutes Alkoholverbot in der Probezeit. Mit Jahresbeginn wurde zudem deutschlandweit der Führerschein mit 17 eingeführt. Die 17-Jährigen dürfen nur in Begleitung eines Erwachsenen ans Steuer, so sollen sie sich eine vorsichtigere Fahrweise angewöhnen. Am Mittwoch nun wurde ein weiterer Vorschlag der schwarz-gelben Koalition bekannt: Einige Monate nach der Fahrprüfung soll möglicherweise eine verpflichtende Nachschulung eingeführt werden.

Vorbild ist Österreich, wo es seit 2003 den mehrstufigen Führerschein gibt. „Österreich hat damit nur sehr gute Erfahrungen gemacht“, sagt Sabine Kühschelm vom Verkehrsministerium in Wien. Kamen 2002 noch 215 Fahranfänger ums Leben, waren es 2010 mit 129 Toten deutlich weniger.

Nach bestandenem Praxis- und Theorietest bekommen die Österreicher zunächst nur einen Probeführerschein in die Hand gedrückt. In den zwei bis vier Monaten danach steht eine 100-minütige „Perfektionsfahrt“ mit dem Fahrlehrer an, sechs bis zwölf Monate nach Erhalt der Fahrerlaubnis ist eine zweite Tour Pflicht. Darüber hinaus muss der Neuling noch ein Fahrsicherheitstraining absolvieren.

Andreas Achrainer von Österreichs größtem Verkehrsclub ÖAMTC sagt, man stelle immer wieder fest, dass das Risikoverhalten nach dem Pflicht-Training in Extremsituationen wie Eis oder nasser Fahrbahn ein deutlich anderes sei. Gerade junge Männer sähen dann ein, dass sie ihr Fahrzeug eben nicht immer souverän unter Kontrolle hätten.

Bislang ist in Bundesregierung und Bundestag nur davon die Rede, dass entsprechende Vorschläge geprüft würden. Ein kritischer Punkt könnten die zusätzlichen Kosten für die Fahrschüler sein. Durch die Nachschulungen ist der Führerschein in Österreich im Schnitt um 200 Euro teurer geworden.