Das große Aufräumen beim ADAC
Der Automobilclub will sich auch von seinem Geschäftsführer Karl Obermair trennen. Verhandlungen dazu laufen bereits.
München. Eigentlich ist es aus Sicht des ADAC einfach: Ex-Kommunikationschef Michel Ramstetter ist schuld am Skandal. In Eigenregie soll er beim Autopreis „Gelber Engel“ Zahlen geschönt und Plätze vergeben haben. Die restliche Führungsspitze will davon nichts mitbekommen haben — schließlich vertraute man sich. Das legt auch der Bericht der externen Prüfer von Deloitte nahe, der am Dienstag in München präsentiert wurde.
Nur bei der Wahl zum „Lieblingsauto der Deutschen“ gab es demnach Manipulationen. Die anderen Kategorien — sauber. Zumindest, soweit die Prüfer das aufgrund der lückenhaften Datenlage nachweisen konnten. So startet der Automobilclub frisch gestärkt in seine Erneuerung, und viele Fragen bleiben offen.
Gestern wurde allerdings bekannt, dass der angeschlagene Automobilclub nach Ramstetter und Präsident Peter Meyer auch den umstrittenen Geschäftsführer Karl Obermair loswerden will. Der Club verhandle mit Obermair über eine einvernehmliche Beendigung seiner Tätigkeit, sagte der kommissarische ADAC-Präsident August Markl.
Erstmals soll nun mit Marion Ebentheuer eine Frau in die Geschäftsführung des Autofahrervereins aufrücken. Im Zuge der ADAC-Reform kämen zudem sämtliche Tests und Statistiken auf den Prüfstand, kündigte Markl an. Im Zuge der Affäre waren auch andere Ungereimtheiten beim ADAC publik geworden.
Nach dem Skandal um wiederholte Manipulationen beim Autopreis „Gelber Engel“ will der ADAC mit diesen Schritten das Vertrauen seiner mehr als 18 Millionen Mitglieder zurückgewinnen. Er wolle den „immens großen Reformprozess vorantreiben“, sagte Markl. „Kein einzelner Teil darf ein Tabu sein, wir wollen alles auf den Prüfstand stellen.“ Erste Ergebnisse auch aus den internen Arbeitsgruppen soll es zur Hauptversammlung im Mai geben.
Die Manipulationen beim „Gelben Engel“ rechnen die externen Prüfer in ihrem Bericht derweil maßgeblich dem abgetretenen ADAC-Kommunikationschef Ramstetter zu, gegen den der Club arbeits- und zivilrechtliche Schritte vorbereitet.
Weitere Manipulationen konnten sie nicht nachweisen. Allerdings war den Prüfern zufolge versucht worden, das Ergebnis in der Kategorie „Reiselimousine“ in diesem Jahr zu verändern. Statt eines BMW sollte auf Wunsch Ramstetters ein Mercedes vom zweiten auf den ersten Platz rutschen. Dieser Versuch der Manipulation sei aber von der Abteilung „Test & Technik“ zurückgewiesen worden.